Politik/Ausland

Syrien: US-Militärs gehen in Stellung

Vordergründig geht es um die Unterstützung Jordaniens bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise – denn schon mindestens 170.000 Syrer haben wegen der anhaltenden Kämpfe in ihrer Heimat im benachbarten Königreich Zuflucht gesucht. Doch in Wahrheit hat die Entsendung von 150 US-Militärs vor allem einen Grund: Die "Spezialisten" sollen schnell eingreifen können, falls das syrische Regime von Machthaber Bashar al-Assad die Kontrolle über die Chemiewaffen-Arsenale verliert.

Laut New York Times ist die Truppe (bestehend aus Kommunikations- und Logistik-Experten sowie Trainern) im Norden der Hauptstadt Amman in einem US-Militär-Trainingscamp stationiert, keine 60 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. In dem Komplex befinden sich bereits amerikanische Einheiten, nachdem ein groß angelegtes Manöver im Mai dieses Jahres zu Ende gegangen war. Angeblich wird auch überlegt, eine Pufferzone auf syrischem Gebiet einzurichten.

Jordanien ist neben Israel einer der wichtigsten Verbündeten der USA in der Region. In Washington befürchtet man zudem ein Übergreifen des Syrien-Konflikts – denn nicht nur in der Türkei sind Granaten aus dem Bürgerkriegsland gelandet, auch im Reich von König Abdullah II., 50, gab es schon Einschläge. Und in den überfüllten Flüchtlingscamps brodelt es: In der Vorwoche kam es zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften, als Lager-Insassen wegen der schlechten Lebensbedingungen protestierten.

Innenpolitische Spannungen

Auch innenpolitisch ist die Lage in Jordanien zunehmend instabil. Der Regent hat jüngst das Parlament aufgelöst und vorzeitige Neuwahlen ausgeschrieben. Die immer stärker werdende Muslimbruderschaft will den Urnengang boykottieren, da nach wie vor die gesamte Macht in den Händen Abdullahs II. liegt. Am vergangenen Freitag kam es in Amman zu der bisher größten Demonstration seit Beginn des Arabischen Frühlings.

Das Kernproblem des Nahost-Staates: Weniger als die Hälfte der Bevölkerung sind "echte" Jordanier. Sie rekrutieren sich aus den Stämmen, stehen klar hinter dem haschemitischen Königshaus und sind im Parlament überrepräsentiert. Die Mehrheit stellen Palästinensisch-Stämmige, die zugleich das Rückgrat der Wirtschaft bilden. Sie fordern mehr Mitsprache und kritisieren den aufwendigen Lebensstil von Königin Rania.