Politik/Ausland

Entsetzen über blutiges Video

Es ist das wohl bisher grausamste Filmdokument über Kriegsverbrechen im syrischen Bürgerkrieg – und das bereits nach einer ganzen Reihe an Videos, in denen Menschen erschossen, gesteinigt oder mit Messern zu Tode gefoltert werden. Im Internet tauchte jetzt ein Film auf, in dem ein Kämpfer einem uniformierten Toten Herz und Leber aus dem Leib schneidet, das Herz in Siegerpose in die Höhe hält, um den Klumpen Fleisch dann zum Mund zu führen, als würde er davon abbeißen. Ob er das tut, ist unklar. Währenddessen sagt er: „Ich schwöre bei Gott, Soldaten Bashars, ihr Hunde – wir werden eure Herzen und Lebern essen.“ Es folgen Beschimpfungen der Minderheit der Alawiten, denen auch Präsident Bashar al-Assad angehört.

Der Mann auf dem Video wurde als Abu Sakkar identifiziert. Er ist Kommandant der Omar-al-Faruk-Brigade, einer Rebelleneinheit aus Homs, die laut eigenen Angaben Teil der Freien Syrischen Armee (FSA) ist. Eindeutig verifiziert werden kann das aber nicht.

Die offiziellen Strukturen der Opposition, sowohl die Führung der FSA sowie die Nationale Syrische Koalition SNC, distanzieren sich von dem Video und dem darin vermittelten Inhalt. FSA-Generalmajor Salim Idriss sagte, solche Gewalttaten seien inakzeptabel, und niemand unter dem Kommando der FSA dürfe mit derartigen Aktionen davonkommen.

Defensive

Die Veröffentlichung des Videos kommt in einer für die Opposition heiklen Phase. Militärisch ist sie in der Defensive. Und an der diplomatischen Front herrscht Stillstand. US-Außenminister Kerry betonte, dass die USA eine Verhandlungslösung anstrebten, und er ließ durchblicken, dass die syrische Seite auch eine solche anstrebe.

In der EU läuft indes die Debatte über eine Lockerung der Syrien-Waffenembargos weiter. Ende Mai lauft dieses aus. Während Paris und London die Opposition bewaffnen wollen, legt sich Wien massiv quer. Eine EU-Unterstützung für Waffenlieferungen würde einen gefährlichen Präzedenzfall schaffen, heißt es in einem Papier des Außenministeriums.