Politik/Ausland

Skandal um älteste Bank der Welt

Auch die älteste Bank der Welt ist vor Skandalen nicht gefeit. Durch riskante Derivategeschäfte, unter anderem mit der Deutschen Bank, hatte die italienische Traditionsbank Montepaschi di Siena (MPS) Verluste in der Höhe von 720 Millionen Euro angehäuft. Mit den Deals sollten offenbar Löcher in der Bilanz gestopft werden.

Der explosive Skandal um die 540 Jahre alte Traditionsbank sorgt gut zwei Wochen vor den Parlamentswahlen gehörig für Aufruhr und vereinnahmt als Dauerthema auch den Wahlkampf. Ins Zentrum der Kritik ist dabei die Demokratische Partei (PD) von Spitzenkandidat Pier Luigi Bersani geraten. Grund: Die Traditionsbank wurde in Siena seit Jahren von Lokalpolitikern der PD kontrolliert. Die Linken hatten traditionsgemäß starken Einfluss auf die MPS sowie das politische, kulturelle und soziale Leben Sienas.

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Doch Bersani kämpft hart, nicht in den Sog der Verdächtigungswelle gezogen zu werden. Die Linke habe stets vor den Gefahren der Spekulation gewarnt, wies Bersani Kritik zurück.

Der scheidende Premier Mario Monti, der als Unterstützer der Banken wahrgenommen wird, hatte „Verstrickungen zwischen Banken und Politik“ im Fall von Siena verurteilt. In seiner Zeit als EU-Kommissar habe er dieses „alte Phänomen“, das auch in anderen europäischen Ländern existiert, bekämpft.

Die Wähler haben sich von der Bank-Affäre schon beeinflussen lassen. Bersani gilt zwar mit rund 36 Prozent weiter als Favorit, musste aber Einbußen hinnehmen. Berlusconi holte leicht auf und liegt bei etwa 27 Prozent.

Einbußen für Monti

Andere Umfragen ließen den Vorsprung Bersanis aber auch schon auf drei Prozentpunkte schrumpfen. Auch der Zentrumsblock Montis, der ja als „Mann der Banken“ gilt, hat Einbußen und liegt mit 18 Prozent an dritter Stelle. Die vielen noch unentschlossenen Wähler werden das Rennen entscheiden.

Laut Politologen könnte dies dem Mitte-rechts-Bündnis von Berlusconi in die Hände spielen, der ein TV-Duell mit allen Herausforderern im Staats-TV ablehnt. Der auf seinen Mediaset-Sendern, im Radio und auf Twitter omnipräsente Berlusconi plant angeblich kurz vor Wahlkampf-Ende einen „Überraschungscoup“. Er will nicht nur einen Teilverkauf seines Mediaset-Imperiums ankündigen, sondern auch wieder einen „Vertrag mit den Italienern“ schließen. Die Vergangenheit zeigte freilich: Kaum ein Vertrags-Versprechen wurde gehalten.

Der MPS-Skandal jedenfalls wird durch täglich neue Details der Ermittlungen genährt. Frühere Manager geraten wegen Bilanzfälschungen, oder wegen Schmier- und Schwarzgeld ins Visier der Staatsanwälte. Der Notenbank und der Börsenaufsichtsbehörde wird die Vernachlässigung ihrer Kontrollpflicht vorgeworfen. Im Fokus steht vor allem der mit neun Milliarden Euro viel zu hohe Kaufpreis der Regionalbank Banca Antonveneta 2007 – kurz vor Ausbruch der Finanzkrise.

Die Bank-Manager werden verdächtigt, Schmiergelder in der Höhe von zwei Milliarden Euro für den Antonveneta Erwerb von der spanischen Bank Santander gezahlt zu haben. Nun wurde dazu auch der frühere Chef der Vatikan-Bank IOR, Ettore Gotti Tedeschi, vernommen. Er war zum Kaufzeitpunkt Chef der spanischen Bank Santander in Italien.