Scharfe Kritik an Boris Johnson nach Korruptionsskandal
Die Kritik am Umgang des britischen Premierministers Boris Johnson mit den jüngsten Korruptionsskandalen in seiner Konservativen Partei reißt nicht ab. Auch konservative Zeitungen warfen Johnson am Dienstag Feigheit vor, weil er am Montag nicht an der Parlamentsdebatte über die Lobby-Affäre seines Parteikollegen Owen Paterson teilgenommen hatte. Kritisiert wurde auch eine Besuch Johnsons in einer Klinik, bei der er auf mehreren Fotos ohne Maske zu sehen war.
Es handle sich um Johnsons jüngste "erbärmliche Fehleinschätzung", kommentierte etwa die "Daily Mail". Der Premier habe völlig unnötig sich und seiner Partei Schaden zugefügt, indem er auf autokratische und selbstsüchtige Weise die Regeln ändere. "Entschuldigen Sie sich doch einfach für das Chaos", forderte der "Daily Express".
Paterson sollte vom Parlament wegen bezahltem Lobbyismus für 30 Tage suspendiert werden. Doch Johnson wies die Regierungsfraktion an, die Strafe zu verhindern und stattdessen das gesamte Disziplinarverfahren für Abgeordnete über den Haufen zu werfen. Nach scharfer Kritik legte Johnson eine Kehrtwende hin, und Paterson trat zurück. Zudem hagelt es Korruptionsvorwürfe gegen die Tories, weil die Partei mehreren Großspendern einen Sitz im Oberhaus ermöglicht hat.
Johnson hatte sein Fernbleiben vom Parlament verteidigt. Er war zu Terminen in der nordenglischen Region Northumberland, dies sei seit langem geplant gewesen, sagte der Premier. Unter anderem besuchte Johnson ein Krankenhaus - und löste umgehend neue Kritik aus. Denn der Regierungschef war auf mehreren Fotos ohne Maske zu sehen, obwohl in Kliniken nach wie vor Maskenpflicht gilt. "Keine Entschuldigung, keine Scham, kein Respekt und keine Maske", titelte der "Daily Mirror". Justizminister Dominic Raab verteidigte seinen Chef: Johnson habe die Corona-Regeln befolgt, sagte Raab dem Sender Times Radio.