Politik/Ausland

Putin im Negligé: "Bildersturm" in Russland

Die Fronten in Russland verhärten sich: auf der einen Seite jene, die – gemäß dem Kreml – offen ihre Ablehnung gegen Homosexualität zur Schau tragen, auf der anderen Seite jene, die mit ihrer Kritik am Kreml nicht hinter Berg halten wollen.

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Die Folgen sind teils bitter: In St. Petersburg etwa hat die russische Polizei eine Razzia in einer Galerie durchgeführt – die Putin-Porträts der Ausstellung "Herrscher" des Künstlers Konstantin Altunin wurden beschlagnahmt, die Schau geschlossen. Zu sehen waren auf den Kunstwerken KremlchefPutin im Negligé sowie dessen rechte Hand, Ministerpräsident Dmitri Medwedew, in Frauenunterwäsche zu sehen. Die Begründung: Man müsse die Bilder auf Gesetzesverstöße untersuchen.

Offizielle Schwulenhetze

Auch eine Karikatur des Petersburger Kommunalpolitikers Milonow sei beschlagnahmt worden: Dieser war mit Regenbogenfahne darauf zu sehen – ein dezenter Hinweis darauf, dass er landesweit als einer der großen Verfechter der Anti-Schwulen-Gesetzgebung gilt.

Milonow ist allerdings noch einer der gemäßigteren Propagandisten. Dmitri Kisseljow, Haus- und Hofideologe des Kreml und gerne Gast im Staatsfernsehen, hat ebendort kürzlich dazu aufgefordert, Schwule nach tödlichen Unfällen die Herzen rauszureißen, diese zu verbrennen oder zumindest getrennt vom Körper zu begraben.

Künstler fliehen aus dem Land

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Dass jene, die sich gegen diese Hetze auflehnen, es teils mit der Angst zu tun bekommen, ist die logische Folge. Konstantin Altunin – jener Künstler, dessen Bilder beschlagnahmt worden waren – verlässt das Land: „Ich fliege nach Kopenhagen, weil ich die Bedrohung für ernst halte“, sagte er der russischen Zeitung New Times.

Auch Russland-Reisende aus dem Ausland schrecken vor diesen Drohungen zurück. Der deutsche Dramaturg Marius von Mayenburg etwa sagte nun eine Reise zu einem Theaterfestival aus Protest ab; US-Schauspieler Wentworth Miller verband seinen Verzicht auf einen Festivalbesuch in St. Petersburg sogar mit der ersten öffentlichen Erklärung, dass er Männer liebe.

Wohl auch deshalb sorgt aktuell ein Debütstreifen von Sergej Taramajew und Ljubow Lwowa für Furore in Russland. Der bei Festivals von Kritikern hochgelobte Film "Winterreise" erzählt von der unglücklichen Leidenschaft zweier junger Russen füreinander. Das Kulturministerium habe sich eine Kopie kommen lassen, hieß es in Moskau. Ob der Film nun eine Lizenz erhält, ist fraglich.