Putin feuert seinen Militär-Minister
Der Kreml hat ein Machtwort gesprochen: Russlands Präsident Wladimir Putin hat seinen langjährigen Verteidigungsminister Anatoli Serdjukow entlassen. Nachfolger werde der Gouverneur der Region Moskau, Sergej Schoigu, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag.
Hintergrund der Entscheidung sind dem Vernehmen nach Betrugsvorwürfe: Mit der Entlassung Serdjukows werde der Weg für eine Untersuchung gegen ein dem Verteidigungsministerium unterstelltes Unternehmen freigemacht. Es gehe um etwa hundert Millionen Dollar (gut 78 Millionen Euro), sagte Peskow.
Gerüchte
Spekulationen über die Zukunft Serdjukows gab es, seit Ermittler am 25. Oktober Büroräume der im Zentrum der Betrugsvorwürfe stehenden vom Verteidigungsministerium kontrollierten Firma durchsuchten.
Mehrere Beamte des Verteidigungsministeriums stehen laut dem Ermittlungskomitee Russlands unter Verdacht, liquide Immobilien, darunter auch im Moskauer Stadtkern, zu niedrigen Preisen verkauft zu haben, wie die russische Agentur RIA Novosti berichtete.
Die Räume der Aktiengesellschaft Oboronservice wurden demnach durchsucht. Inspiziert wurde auch das Arbeitszimmer der ehemaligen Leitern des Ressorts Eigentumsverhältnisse des Verteidigungsministeriums.
Oboronservice ist eine Holding des Verteidigungsministeriums, die Betriebe für technische Wartung und Reparaturen von Militärtechnik sowie u. a. Unternehmen für die Produktion von Baustoffen, Lebensmitteln und Druckerzeugnissen, für den Betrieb von Energieobjekten vereint.
Militärreform
Aber noch einen weiteren Grund für die Entlassung des Ministers nannte Putin: Das Verteidigungsministerium habe es unter Serdjukow versäumt, Militärangehörige ausreichend mit Wohnungen zu versorgen, sagte Putin. Ein neuer Ressortchef solle die dynamische Entwicklung der russischen Streitkräfte fortsetzen. Das Militär des Riesenreichs befindet sich in der größten Reform seiner Geschichte.
Serdjukow war bereits Verteidigungsminister, als Putin noch Regierungschef war, und galt bisher als Vertrauter des Präsidenten. Als Putin nach dem Ende seines vierjährigen Intermezzos als Ministerpräsident im Mai für eine dritte Amtszeit als Staatschef vereidigt wurde, blieb Serdjukow im Kabinett von Regierungschef Dmitri Medwedew.