Prozess gegen Rapper ASAP Rocky: Trump wütet gegen Schweden
Von Irene Thierjung
Nein, Freunde werden Stefan Löfven und Donald Trump nicht mehr. Er sei „sehr enttäuscht“ vom schwedischen Regierungschef, twitterte der US-Präsident Donnerstagabend, nachdem er Löfven noch am Wochenende als „sehr talentiert“ bezeichnet hatte.
Grund ist die Anklage wegen Körperverletzung gegen den afroamerikanischen US-Rapper ASAP Rocky, der seit drei Wochen in Stockholm in Haft sitzt. Trump hatte sich für den 30-Jährigen eingesetzt und Löfven in einem Telefonat angeboten, die Kaution zu übernehmen.
Rassismusvorwürfe
Allein – in Schweden gibt es Kaution ebenso wenig wie Einmischung der Regierung in die Justiz. Das stellte Löfven klar. Schweden lasse „unsere afroamerikanische Gemeinschaft“ im Stich, wetterte Trump darauf mit Blick auf mögliche Wähler und beförderte die Meinung vieler Freunde und Fans des Rappers, das Vorgehen gegen ASAP Rocky sei rassistisch.
Von Anfang an: Rocky, bürgerlich Rakim Mayers, und zwei Mitarbeiter waren Ende Juni während ihrer Europatournee nach einer verbalen Auseinandersetzung in Stockholm brutal auf einen jungen Mann losgegangen. Ein vom Promiportal TMZ veröffentlichtes Video zeigt, wie Rocky den Mann durch die Luft schleudert und mit Begleitern auf den am Boden Liegenden einprügelt und eintritt.
Doch das Video – so Rockys Verteidigung – zeige nicht die ganze Wahrheit. Der Rapper, der von Notwehr spricht, stellte vor seiner Verhaftung am 3. Juli ein weiteres Video online, das die Minuten vor dem Angriff zeigt.
Zu sehen sind er und seine Begleiter, die von zwei jungen Männern verfolgt werden, die augenscheinlich Ärger suchen. Das spätere Opfer – laut Berichten ein Migrant aus Afghanistan – schlägt einem Bodyguard ins Gesicht. Mehrfach sagt Rocky zu den Männern, sie sollten sie in Ruhe lassen, er wolle keinen Ärger. Später kommen Passanten hinzu, die schlichten wollen.
Der Clip, der mehrmals geschnitten ist und den Vorfall nicht lückenlos zeigt, verbreitete sich in sozialen Medien und führte weltweit zu Solidaritätsbekundungen. Mehr als 600.000 Menschen unterschrieben die Petition #JusticeForRocky, Prominente setzen sich für den Musiker ein, darunter Kim Kardashian und ihr Mann Kanye West. Auf dessen Drängen erfolgte Trumps Anruf bei Löfven.
Staatsanwalt Daniel Suneson betont, das der Anklage zugrunde liegende Beweismaterial sei umfangreicher als die Internet-Videos. Es gebe Zeugenaussagen und zusätzliche Aufnahmen. Der auf drei Tage anberaumte Prozess soll am Dienstag starten. Rocky drohen bis zu zwei Jahre hinter schwedischen Gardinen.
"Was hat er geraucht?"
Trumps Vorurteile gegenüber dem Land dürften jedenfalls wachsen. Bereits im Wahlkampf 2016 hatte er Schweden negativ erwähnt, im Zusammenhang mit radikalem Islamismus. 2017 war Löfven dann einer der ersten Kritiker von Trumps Einreiseverbot für Muslime aus bestimmten Ländern.
Trump wiederum sagte mit Blick auf die angeblich durch Einwanderer drohende Terrorgefahr: „Schaut euch an, was in Deutschland passiert, schaut euch an, was gestern Abend in Schweden passiert ist.“
Was er meinte, wurde nie wirklich geklärt, in Schweden war nichts Bedeutendes passiert. Zwei Tage später kam es allerdings in dem Stockholmer Vorort Rinkeby, der überwiegend von Immigranten bewohnt wird, tatsächlich zu gewalttätigen Ausschreitungen.
Internetnutzer machten sich dennoch tagelang unter #LastNightinSweden über Trump lustig und posteten, was sie gemacht hätten: „Ikea-Schrank falsch aufgebaut“ oder „Bier getrunken, eingeschlafen“. Selbst Schwedens Ex-Außenminister Carl Bildt, ein bekannter Trump-Kritiker, meldete sich via Twitter zu Wort: „Schweden? Terrorangriff? Was hat er geraucht?“