Politik/Ausland

Pressestimmen zu Brexit-Boris: "Hey Dude, don't make it bad"

Launisch bis pessimistisch reagierten die britischen Gazetten auf den neuen Premierminister Boris Johnson. Auch außerhalb der Insel halten sich die positiven Reaktionen in Grenzen.

Großbritannien: "Es ist wirklich nicht mehr lustig"

The Times, London: "Das optimistischste Szenario für Johnson - und für Großbritannien - besteht darin, dass die EU bereit sein wird zu einem Deal, für dessen Annahme es im Parlament genügend Unterstützung gibt."

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The Sun, London: "Hey Dude! Don't make it bad" - definitiv eine Anspielung auf das Lied "Hey Jude" von den Beatles.

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The Guardian, London: "Sein Ehrgeiz ist erfüllt. Aber was kommt auf Großbritannien zu?"

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Daily Mirror, London: "Es ist wirklich nicht mehr lustig..."

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The Independent, London: "Nur 99 Tage um ein No-Deal-Desaster abzuwenden. Das Rätsel um die Grenze kann nicht gelöst wird. Und der neue Premierminister?"

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The National, Glasgow: "Dieses Land braucht dich nicht."

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USA: "EU-Austritt ohne Abkommen muss verhindert werden"

Washington Post, USA: "Die Amerikaner können nur hoffen, dass er es schafft. Denn ein Andauern des politischen Stillstands in Großbritannien würde den Westen noch weiter zu einem Zeitpunkt schwächen, zu dem seine demokratischen Werte sowohl von ausländischen Mächten wie auch von heimischen Extremisten bedroht sind."

New York Times, USA: "Niemand glaubt, dass Herr Johnson, der vor allem nach seinem kurzen Einsatz als ein zu Fehltritten neigenden Außenminister in Brüssel weitgehend verachtet wird, in der Lage sein wird, einen besseren Deal zu erzwingen als die gewissenhafte Frau May nach zwei Jahren von Verhandlungen."

Financial Times, USA: "Ein EU-Austritt ohne ein Abkommen muss um jeden Preis verhindert werden. Johnson hat kein Recht, eine solche Option anzustreben, ohne sich dafür ein echtes Mandat des britischen Volkes geben zu lassen - entweder durch Neuwahlen - die für seine Partei riskant wären - oder durch eine neue Volksabstimmung."

Konflikt mit dem Iran beendet "Rausch der Wahlkampagne"

Neue Zürcher Zeitung, Schweiz: "Großbritannien hat einen neuen Regierungschef, doch ein hoffnungsvoller Neubeginn sieht anders aus. Boris Johnson wird Premierminister eines zutiefst verunsicherten Landes, das sich in der schwierigsten Situation seit Jahrzehnten befindet. Der Mann, der bisher vor allen Dingen durch seinen nonchalanten Umgang mit Fakten, seine impulsive Persönlichkeit und seine gewagten Versprechungen aufgefallen ist, steht nun vor der Aufgabe, Letztgenannte in die Praxis umzusetzen."

Tages-Anzeiger, Schweiz: "Nach seiner Wahl stritt Johnson noch ab, dass sich vor ihm ein 'beängstigendes' Szenario auftue. Aber mit seiner rapide schrumpfenden parlamentarischen Basis und unter Druck von allen Seiten sieht es nicht gut aus für ihn."

de Volkskrant, Niederlande: "Wenn Johnson die Amtswohnung in Nummer 10 Downing Street betritt, sieht er sich einer vollständig vorbereiteten Europäischen Union gegenüber. Die Ablaufpläne für einen No-Deal-Brexit wurden vor Monaten erstellt und seitdem bei Bedarf aktualisiert. Denn das ist es, wovon die EU ausgeht: Das Vereinigte Königreich verlässt am 31. Oktober die Union ohne Abkommen. (...) Viel Spielraum wird die EU Johnson nicht geben."

De Standaard, Belgien: "Auf Flitterwochen darf Johnson nicht hoffen. Der Konflikt mit dem Iran dürfte ihn hart aus dem Rausch der Wahlkampagne erwachen lassen."

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"Es ist B-Day"

Bild, Deutschland: "Den Wuschelkopf als Witzfigur abzutun, ist ein Fehler. Immer und überall war Boris der Beste. Im Elite-Internat Eton, in Oxford, als Star-Zeitungskolumnist, als Londoner Bürgermeister (2008–2016). Nie war London – mit mehr als acht Millionen Einwohnern größer als so manches EU-Land – besser organisiert als unter Johnson."

Welt, Deutschland: "Sein unwahrscheinlicher Name hat es ihm erlaubt, eine „Boris“-Persona zu entwickeln – extrem durchdacht und allmählich ausgebaut. Das Übergewicht, die Derangiertheit, das absichtsvoll zerzauste Blondhaar, die retronoble Sprechweise, die Churchill-Obsession, das Schelmenvokabular – teils Schulhofslang, teils akademisch und literarisch –, das alles ist Teil dieses komplizierten Konstrukts."

La Vanguardia, Spanien: "Die Briten bekommen einen unberechenbaren Politiker als Premierminister. Der exzentrische und kontroverse Johnson muss nicht nur den Brexit in einem tief gespaltenen Land durchbringen und seine Partei aus dem Koma herausholen, in dem sie sich befindet, sondern er muss sich auch sofort mit der wachsenden Krise zwischen Großbritannien und dem Iran auseinandersetzen."

La Repubblica, Italien: "Es ist B-Day, der Tag von Boris Johnson, dem neuen Anführer der Torys, der von heute an auch britischer Premierminister ist."