Politik/Ausland

Pier Luigi Bersani: Favorit als Premierminister

Pier Luigi Bersani droht im Medienkarussell, das sich um den zurückgetretenen Premier Mario Monti und um Ex-Premier Silvio Berlusconi dreht, unterzugehen. Aber nur dort. Während sich die beiden im TV und Radio unermüdlich in die Wahlschlacht werfen, tritt der 61-jährige linke Parteichef zurückhaltender auf. Denn Bersani geht ohnehin als klarer Favorit bei den Februar-Wahlen ins Rennen. Der Spitzenkandidat der „Demokratischen Partei“ (PD), Italiens zweitstärkster Partei, liegt in Umfragen deutlich vorne. Das Institut Piepoli gibt seinem Links-Bündnis 42 Prozent, während Berlusconis PdL bei 17 Prozent steht und Montis Drei-Parteien-Bündnis nur 12 Prozent schafft.

Statt sich mit seinen Rivalen um Fernsehminuten zu streiten, beweist Bersani lieber Weltoffenheit. Es sei wichtig über die Grenzen zu blicken. Sein fehlendes internationales Profil versucht er durch Besuche im libyschen Tripolis und in europäischen Hauptstädten aufzupolieren.

Unterstützung findet Bersani bei all jenen, die eine Fortsetzung der rigiden Sparpolitik in einer zweiten Amtszeit von Monti fürchten und eine Rückkehr Berlusconis ablehnen. Bersani verkörpere den „Gebrauchtwagen mit Garantie“, wie sein Herausforderer bei den Vorwahlen, der Florentiner Bürgermeister Matteo Renzi, scherzte. Übersetzt ins Politische: Er gilt als altbewährter, bodenständiger Politiker mit jahrzehntelanger Erfahrung, der Hetze und Populismus verabscheut. Die beiden trafen einander diese Woche zu einem Mittagessen. Angeblich möchte Bersani im Falle seines Wahlsiegs Renzi als Minister ins Boot holen.

Zigarre und Reformen

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Der Sozialdemokrat, der gewöhnlich mit roter Krawatte und Zigarre anzutreffen ist, kennt sich mit Machtspielen in Rom aus. Als Minister für Industrie, Transport und Wirtschaft kurbelte Bersani unter drei Mitte-Links-Regierungen erste Liberalisierungen an. Dabei legte sich der Reformer mit Notaren, Taxifahrern und Telefongesellschaften an. Kritiker bezeichnen den Ex-Kommunisten als wenig charismatischen Parteisoldaten, der sich zu stark den linken Gewerkschaften verpflichtet.

Der Spross aus einer katholischen Arbeiterfamilie engagierte sich bereits in seiner Jugend in der Kommunistischen Partei. Später wurde er Regionalpräsident der roten Hochburg Emilia Romagna. Im Wahlkampf will der Pragmatiker keine „Märchen erzählen“ und „falsche Versprechungen“ machen. Es lasse sich ohnehin nicht leugnen, dass sich Italien in seiner größten Krise befindet.