Politik/Ausland

Nordkorea testet weiter atomwaffenfähige Raketen

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs am Donnerstag erneut zumindest drei Raketen abgefeuert. Bei einer davon dürfte es sich um eine atomwaffenfähige Langstreckenrakete gehandelt haben, die eine Reichweite von tausenden Kilometern aufweist. Sie ging im Pazifischen Ozean rund 1.100 Kilometer östlich von Japan nieder. Die USA haben den Start verurteilt. Bei dem Abschuss handle es sich um "eine klare Verletzung mehrerer Resolutionen des UN-Sicherheitsrats".

Das teilte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die Aktion zeige, welche Gefahr die illegalen Programme für Massenvernichtungswaffen und ballistische Raketen Nordkoreas sowohl für dessen Nachbarn und die Region als auch für den internationalen Frieden und die Sicherheit darstellten.

Zusammen mit der internationalen Gemeinschaft riefen die USA Nordkorea dazu auf, von weiteren Provokationen abzusehen und sich auf einen Dialog einzulassen, hieß es weiter. Das Engagement der USA für die Verteidigung Südkoreas und Japans bleibe "eisern". Japans Premierminister Fumio Kishida sagte, Nordkoreas wiederholte Raketenstarts "können absolut nicht verziehen werden."

Verwirrung in Japan

In Japan, wo sich vor seiner Weiterreise am Abend nach Südkorea noch der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aufhielt, sorgte der jüngste nordkoreanische Raketentest für Verwirrung. Die Regierung in Tokio hatte zuvor anfängliche Angaben korrigiert, wonach die erste Rakete mit längerer Reichweite über Japan hinweggeflogen sei. Die Rakete sei über dem Japan-Meer vom Radar verschwunden. Es haben keine Schäden in Japan durch die Raketen gegeben. Die Bewohner in einigen nordöstlichen und zentraljapanischen Präfekturen waren zuvor aufgerufen worden, zur Sicherheit in ihren Häusern zu bleiben.

Japan und Südkorea hätten in der Vergangenheit nordkoreanische Raketentests immer wieder falsch eingeschätzt, sagte Ankit Panda von Carnegie Endowment for International Peace (CEIP), einer der unparteiischen Denkfarbkik für internationale Angelegenheiten. "Keines der beiden Länder verfügt über die äußerst zuverlässigen und wünschenswerten weltraumgestützten Infrarotsensoren, die den Vereinigten Staaten zur Verfügung stehen und eine sofortige Erkennung von Raketenstufen beim Zünden ermöglichen", sagte Panda.

Hohe Frequenz an Raketentests

Seit Ende September hat Nordkorea trotz internationaler Kritik in ungewohnt hoher Frequenz Raketentests durchgeführt. Erst am Mittwoch hatte das Land nach Angaben des südkoreanischen Militärs über den Tag verteilt mehr als 20 Raketen an der Ost- und Westküste abgefeuert - so viele wie noch nie an einem Tag. Erstmals schlug dabei eine Rakete unweit südkoreanischer Hoheitsgewässer ein, was eine scharfe Reaktion aus Seoul zur Folge hatte. Die USA verurteilten den Raketenabschuss, Russland und China riefen zur Zurückhaltung auf.

Die neuen nordkoreanischen Raketentests wurden in Südkorea als Reaktion auf die größte Luftwaffenübung der südkoreanischen und US-amerikanischen Streitkräfte seit mehreren Jahren gesehen. Nordkorea hatte den beiden Ländern "rücksichtslose" militärische Provokationen vorgeworfen und mit Gegenmaßnahmen gedroht. Die mehrtägigen Übungen in Südkorea dauern noch bis Freitag an.