Politik/Ausland

Proteste gegen Wahlfälschung: Demonstrant in Weißrussland getötet

Nach der von Manipulationsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl in Belarus (Weißrussland) ist es Montagabend erneut zu Protesten gekommen. In der Hauptstadt Minsk zogen Tausende Menschen ins Zentrum, wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war.

Einsatzkräfte prügelten den Aufnahmen zufolge auf friedliche Menschen ein und nahmen augenscheinlich wahllos Bürger auf den Straßen fest - selbst Jugendliche sollen darunter sein. Bei den Demonstrationen wurde auch ein Mensch getötet. In seiner Hand soll nach Behördenangaben ein Sprengsatz explodiert sein, den er auf Polizisten werfen wollte.

Augenzeugen berichteten indes von Tränengas und Blendgranaten. Zu sehen ist auf Videos zudem, wie Demonstranten vor den Einsatzkräften wegliefen. Andere blockierten Kreuzungen. Autos fuhren hupend als Zeichen des Protestes durch die Hauptstadt. Viele Menschen klatschten und schwenkten mit ihren Handykameras.

Aufrufe zu Protesten gegen Wahlfälschung gab es auch in anderen Städten des Landes. Auch von dort gab es Berichte, dass Polizisten zentrale Plätze mit Schutzgittern abgesperrt haben. In Brest an der Grenze zu EU-Mitglied Polen sollen Demonstranten Einsatzkräfte mit Flaschen und Feuerwerkskörper attackiert haben.

UN-Generalsekretär António Guterres rief die weißrussischen Behörden dazu auf, „absolute Zurückhaltung zu zeigen und vollsten Respekt für das Recht auf Meinungsfreiheit, friedliche Versammlungen und das Bilden von Gruppen“. Alle Beteiligten sollten Aktionen vermeiden, die zur Verschärfung der Spannungen beitrügen.

80 Prozent

Zuvor hatte die Wahlleitung der ehemaligen Sowjetrepublik den amtierenden Staatschef Alexander Lukaschenko mit 80 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Herausforderin Swetlana Tichanowskaja kam demnach auf nur 10 Prozent. Sie erkennt das Ergebnis nicht an und verlangt eine Neuauszählung der Stimmen.

Den Protesten will sich Tichanowskaja ihrem Wahlkampfstab zufolge zunächst nicht anschließen, um die Polizei nicht zu provozieren. Lukaschenko, der bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert an der Macht ist, regiert das Land zwischen Polen und Russland mit harter Hand. Bereits in der Nacht zum Montag waren landesweit Zehntausende Menschen auf die Straße gegangen. Es kam zu blutigen Zusammenstößen mit mehr als 3000 Festnahmen und vielen Verletzten.