Politik/Ausland

Nahost: Musik produzieren unter Lebensgefahr

„Der Nahe Osten braucht keine Kriege sondern Menschenrechte“, schreibt Rajabian. „Der Nahe Osten ist erschöpft…“

Der 29-jährige Iraner wäre 2015 fast gestorben. Er war in der Krankenstation eines iranischen Gefängnisses und hatte nach einem Hungerstreik bereits mehr als 16 Kilogramm verloren. Dort hatte er die Idee. Er würde ein Musik-Album machen, das für eine Welt in Frieden stehen solle. Gegen Gewalt, gegen willkürliche und politische Haft, gegen Unterdrückung.

„Musik ist die Sprache des Friedens und der Ruhe. Ich glaube daran, dass Musik jeden Menschen dazu bringen kann, in Frieden zu leben“, sagt Mehdi Rajabian zum KURIER.

Mehr als ein Jahr hat Mehdi an dem Album gearbeitet. Dabei war der Iraner genau dafür 2013 verhaftet worden. Er hatte „illegal Musik veröffentlicht und damit religiöse Heiligkeit verletzt und zum Widerstand gegen die Islamische Republik angestiftet“. Drei Jahre musste er dafür ins Gefängnis. Er ist jetzt auf Bewährung frei.

Die Künstler, mit denen Mehdi gemeinsam an dem Album gearbeitet hat, hat der Iraner nie gesehen. Sie alle kommen aus Ländern des Nahen Ostens, in denen Krieg, bewaffnete Konflikte, Unruhen oder politisches Chaos an der Tagesordnung stehen: Jemen, Syrien, Libanon, Irak, Palästina, Türkei, Oman, Jordanien, Ägypten, Bahrain und Tadschikistan. Rund 100 Musiker aus 12 Staaten haben an dem Werk mitgearbeitet.

 

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„Die Menschen im Nahen Osten haben die Menschenrechtsverletzungen satt, die sie erleben. Musik ist die einzige Möglichkeit deren Stimmen und Rufe zu vereinigen in einem gemeinsamen Aufschrei“, sagt Mehdi zum KURIER. Als Musiker habe er die Sprache der Musik gewählt, die gleichzeitig die „Sprache des Friedens“ sei. Für sie gebe es keine Grenzen.

Krieg, so der 29-Jährige, sei nur eines von vielen Gesichtern der Tyrannei im Nahen Osten. Und die Leidtragenden seien immer die unschuldigen, verletzlichen, machtlosen Menschen.

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2017 wurden laut UNESCO mindestens rund 50 Künstler aus fragwürdigen Gründen verurteilt. Darunter Frauen, Homosexuelle, angehörige von Minderheiten. „Tausende künstlerische Beiträge, sei es Kunst, Musik, Bilder, Theater, Tanz oder Literatur wurden zensuriert, beschädigt oder zerstört. Künstlerische Freiheit gelte nicht für jeden.

Noch ist nicht klar, wann und auf welche Weise Mehdi sein Album veröffentlichen kann. Im Iran wird das Album jedenfalls nicht verbreitet werden. Der 29-Jährige darf nach seinem Gerichtsurteil auch nach Beendigung seiner Haft nie mehr Musik produzieren oder performen.

„Wir bitten jeden Entscheidungsträger, unsere Musik anzuhören – wenn es auch nur für ein paar Minuten ist – bevor sie die Entscheidung treffen, einen Krieg zu starten, Unterdrückung auszuüben, Menschenrechte zu verletzen. Vielleicht werden sie ihre Meinung ändern“, sagt Mehdi.