Politik/Ausland

Nach 50 Jahren: Russische Rakete auf dem Weg zum Mond

Russland unternimmt zum ersten Mal seit fast 50 Jahren wieder eine Mission zum Mond - auch für die Suche nach Wasser. Der wegen technischer Probleme zuletzt verschobene Start der Raumsonde "Luna-25" zur Erforschung des Gebietes am Mondsüdpol erfolgte Freitagnacht auf dem neuen Weltraumbahnhof Wostotschny.

Die Trägerrakete vom Typ Sojus-2.1b mit der Mondsonde an Bord startete in der Nacht auf Freitag um 2.31 Uhr Moskauer Zeit (1.31 Uhr MESZ) zu der mehr als viereinhalbtägigen Reise zum Mond abheben, wie die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mitteilte. Der zuletzt für 2022 angekündigte Start war wegen technischer Probleme verschoben worden.

"Der Start ist gelungen", sagte Roskosmos-Chef Juri Borissow. Die Reisezeit zum Erdtrabanten in rund 384.000 Kilometer Entfernung beträgt demnach rund viereinhalb Tage. Die Sonde soll am 16. August in den Orbit des Mondes eintreten. Alles laufe reibungslos, sagte Borissow. Wegen technischer Probleme war diese erste Mission seit 1976 mehrfach verschoben worden.

Die Sowjetunion hatte den ersten Satelliten im All und schickte 1961 auch den ersten Menschen in den Kosmos. Schon 1959 erreichte sie auch als erstes Land der Welt mit einer Raumsonde die Oberfläche des Mondes. Bei dem Wettlauf der Systeme um die Erkundung des Weltalls waren dann aber die USA das Land, dem 1969 mit Apollo 11 die erste bemannte Mondmission gelang.

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Erster Start für Mai 2022 geplant

Russland will nun mit der ersten Mondmission seit 1976 („Luna-24“) den Bau einer Raumstation auf dem Erdtrabanten vorbereiten, die nach früheren Angaben bis 2040 errichtet werden soll. Eigentlich sollte „Luna-25“ schon lange unterwegs sein.

Erster geplanter Starttermin einer neuen Mondsonde war 2012, zuletzt war der Mai 2022 anvisiert worden. Russland knüpft damit nun an sein sowjetisches Luna-Programm an, bei dem Raumsonden auch Mondgestein mit zur Erde gebracht hatten.

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Bodenproben sammeln

Die laut Roskosmos 1.800 Kilogramm schwere Mondsonde „Luna-25“ soll nun etwa Bodenproben einsammeln und analysieren. Zu den geplanten Untersuchungen gehöre unter anderem ein Studium des sogenannten Lockermaterials auf dem Gestein im Bereich des südlichen Pols des Mondes, heißt es in dem Projektpapier.

Die Messungen sollen nicht zuletzt Aufschluss bringen über den Zustand der Exosphäre des Himmelskörpers zu unterschiedlichen Tageszeiten - ein Mondtag und eine Mondnacht entsprechen jeweils etwa 14,5 Tagen auf der Erde. In der polaren Exosphäre laufen laut Roskosmos dynamische Prozesse eines Zusammenspiels von kosmischen Teilchen und Mondstaub ab.

„Der Mondstaub schafft viele Probleme und Gefahren für die technischen Systeme.“ Mikropartikel des Staubs seien giftig und von hoher chemischer Aktivität. Deshalb seien die Untersuchungen wichtig für eine mögliche spätere Erkundung des Mondes durch den Menschen vor Ort.

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„Luna-25“ ist wegen der langen Mondnacht und Temperaturen von minus 170 Grad Celsius mit speziellen Wärmeblöcken ausgestattet, damit Messstationen und andere Apparaturen an Bord der Sonde keinen Schaden nehmen. Mit an Bord ist etwa auch ein Detektor für radioaktive Strahlung. Gemessen werden können nach Angaben von Roskosmos außerdem alle natürlich vorkommenden Elemente des Periodensystems von Wasserstoff bis Uran.

Suche nach Wasser

Ermitteln soll die Sonde aber vor allem auch den Anteil von Wasser im Boden. Die Forscher erwarten laut Roskosmos, dass der Wasseranteil im Lockermaterial verschwindend gering ist, weil bei Sonnenlicht und Temperaturen von plus 120 Grad Celsius alles verdunstet. Unter dieser Decke gebe es aber einen Dauerfrostboden. Die Wissenschaftler rechnen demnach damit, dort und in dauerhaft schattigen Regionen auch Eis zu finden.

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„Luna-25“ soll auch Bodenproben einsammeln - und kann dafür bis zu 40 Zentimeter in die Tiefe vordringen. Weitwinkelkameras fotografieren zudem die Umgebung und die Landschaften, deren Aufnahmen zu einem Forschungszentrum auf der Erde gesendet werden können.

Nach Darstellung von Roskosmos wird „Luna-25“ zunächst in 100 Kilometer Entfernung vom Mond drei bis sieben Tage lang einen idealen Landepunkt wählen, um dort möglichst lange gute Lichtverhältnisse und eine Verbindung zur Erde zu haben.

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Die Sowjetunion hatte mehrfach Geschichte geschrieben mit ihrem Mondprogramm. Nach dem ersten Aufschlagen einer Sonde auf dem Mond 1959 meldete Moskau 1966 mit „Luna-9“ das erste weiche Aufsetzen, die Sonde übermittelte auch die ersten Panoramafotos von der Oberfläche des Mondes.

Im selben Jahr lieferte „Luna-13“ die ersten Daten zu den physikalischen und mechanischen Eigenschaften des Bodens auf dem Mond.

Ursprünglich hatte Roskosmos mit der europäischen Raumfahrtagentur Esa an dem russischen Mondprogramm gearbeitet. Nach Russlands Invasion in die Ukraine vor mehr als 17 Monaten beendete die Esa die Zusammenarbeit mit Moskau.

Kremlchef Wladimir Putin, der den Krieg begonnen hat, will mit dem jetzigen Start der Mondmission auch zeigen, dass das Land trotz der Sanktionen des Westens wegen des Krieges weiter in der Lage ist, seine wissenschaftlichen Projekte durchzuziehen. Angekündigt hat Roskosmos bereits die nächsten Missionen „Luna-26“ bis „Luna-28“.