Politik/Ausland

Möglicher Gas-Deal zwischen Ungarn und Gazprom

Seit die USA vor Kurzem Einreiseverbote gegen sechs hochrangige ungarische Staatsbedienstete verhängte, rätselt das Land: Was steckt hinter den angeblichen Korruptionsvorwürfen gegen die – namentlich nicht bekannten – Verdächtigen? Und warum reagiert Washington so unverhältnismäßig hart gegen Bürger eines befreundeten EU-Staates?

Die Strafe könnte, wie nun ungarische Medien mutmaßen, in Zusammenhang mit der aus Sicht der USA "unerwünschten" wirtschaftlichen Annäherung der Regierung Orban an Russland stehen. Aktueller Anlass: Der ungarische Energiekonzern MOL sucht nach einem potenziellen Käufer für seinen 49,1-prozentigen Anteil an der kroatischen INA. Dabei hat MOL offenbar auch den russischen Energieriesen Gazprom ins Auge gefasst – was den USA allerdings mehr als sauer aufstößt. Denn die USA wollen ein weiteres Vorpreschen Moskaus auf den osteuropäischen Energiesektor einbremsen. Und nicht zuletzt hängen am zu veräußernden INA-Anteil auch lohnende Explorationsrechte im Irak, Kuwait und Jordanien – zu denen Russland bisher noch keinen Zugriff hat.

Mit einer diplomatischen Offensive versuchen die USA nun, dieses Geschäft zu verhindern. Nach Kroatien wurde ein US-Senator entsandt, um der Regierung in Zagreb von einer Zustimmung zu diesem Deal abzuraten.

Nur kurz hatte Zagreb überlegt, die INA-Anteile von MOL wieder zurückzukaufen. Doch im finanziell klammen Kroatien scheiterte man an den meilenweit auseinanderliegenden Preisvorstellungen.

Schmiergeld

Von Anfang an waren die ungarisch-kroatischen Energie-Deal-Beziehungen turbulent. Mit aller Vehemenz drängte MOL auf die Aktienmehrheit bei der kroatischen INA, konnte aber wegen des Widerstandes der Zagreber Politik nie mehr als 25 Prozent erreichen. Sehr zum Ärger von Ungarns Premier Viktor Orban, der sich lautstark über die Einmischung der kroatischen Politik in die Belange von Auslandsinvestoren empörte.