François Hollande als verschlagener Feldherr
Von Danny Leder
Der Jubel, mit dem François Hollande gestern in Timbuktu, der altehrwürdigen Hochburg des afrikanischen Islams, und in Bamako, der Hauptstadt Malis, empfangen wurde, war keine künstliche Show. In der schwarzafrikanischen Mehrheitsbevölkerung Malis überwiegt tiefe Dankbarkeit für die Blitzaktion Frankreichs, die die Irrsinnsherrschaft der Gotteskrieger über die Städte des Nordens beendete und deren Vormarsch in den Süden des Landes verhinderte.
Es ist das Verdienst des französischen Staatschefs, beim Abwägen der Risiken vor seiner Interventionsentscheidung, auf diesen Patriotismus der Schwarzafrikaner gesetzt zu haben: Also die Wut der Mehrheit der Malier, die auf ihre jahrhundertealte islamische Tradition stolz sind und deswegen auch nicht einsehen, weshalb sie sich einer aus Saudi-Arabien importierten und zwangsversessenen Religionsvariante unterwerfen sollten. Wo diese noch dazu hauptsächlich von den im Norden ansässigen Tuareg und Arabern verfochten wird, also den Nachfahren der einstigen Sklavenhändler.
Das beinhaltet allerdings auch die Gefahr, dass es jetzt, wie bereits von Amnesty International stellenweise gemeldet, im Windschatten der Rückeroberung Nordmalis zu Massakern an diesen hellhäutigen Minderheiten kommt.
Bilder von Hollandes Besuch in Timbuktu:
Vor allem aber dürften die Dschihadisten, die sich weitgehend kampflos in die unwegsamen Wüstengebirge des äußersten Nordens zurückgezogen haben, früher oder später, wenn man sie in ihren Reservaten unbehelligt lässt, wieder zum Angriff übergehen. Zurzeit wären der malische Staat und seine Armee, von rivalisierenden Putschisten geleitet, extrem korrupt und desorganisiert, außerstande, ihnen alleine zu widerstehen.
Baldiger Entsatz
Frankreich will und kann diese Verteidigung Malis auf Dauer nicht alleine übernehmen. Das hat auch Hollande gestern zu verstehen gegeben, als er betonte, dass Frankreichs Armee „nicht dazu berufen ist, in Mali zu verharren“ und dass er mit einem baldigen Entsatz durch die Truppen der afrikanischen Nachbarstaaten rechne. Hollande blieb dabei aber vage – wie meistens.
Das ist auch eine seiner Stärken: als umgänglich-unverbindlicher, meistens zu Späßchen aufgelegter Phlegmatiker wurde er von seinen Gegnern chronisch unterschätzt. So führte er seinen Rivalen und Vorgänger Nicolas Sarkozy aufs Glatteis, den er in Sachen Verschlagenheit weit in den Schatten stellt. Und so täuschte er auch die Dschihadisten in Mali, die sich wegen der französischen Entführungsopfer in ihren Händen in Sicherheit wiegten und in großmäuligen Drohgebärden gegen Hollande ergingen, bevor sie über Nacht vor seinen Truppen Reißaus nehmen mussten.