Juncker-Abschied: "Hatte schwierigsten Job der Welt"
"Es ist kein Geheimnis, dass Europa die große Liebe meines Lebens ist und immer bleiben wird", hat Juncker am Freitag in einer Kolumne für das Portal Politico geschrieben. Emotionale Abschiedsworte, mit denen er auch die Pressekonferenz einläutete, in der er etwa um 13 Uhr sprach.
"Ich liebe die, mit denen ich zusammengearbeitet habe, zutiefst", meinte Juncker auf Englisch. Er verlasse die Spitze der EU-Kommission mit Zufriedenheit und manchem Bedauern, sagte Juncker. "Aber ich bin glücklich." Sein Job sei keine leichte Aufgabe gewesen, EU-Kommissionspräsident sei "der schwierigste Job der Welt". Juncker rechtfertigte sich auch, dass er in den fünf Jahren seiner Amtszeit nur 18 Mal im Pressesaal aufgetaucht sei. Immerhin habe es an die 150 weitere Pressetermine mit ihm in der EU-Kommission gegeben, auch habe er 150 Interviews gegeben.
"Ich hab es immer mehr gemocht, dass man sich hier in mehreren Sprachen ausdrücken kann", sagte er später plötzlich auf Deutsch - und erntete Gelächter. Den Großteil seiner Ansprache hielt er auf Französisch.
Botschaft an Nachfolgerin
Dass Ursula von der Leyen nicht nur Junckers Büro übernehmen, sondern auch darin wohnen werde, wollte Juncker nicht kommentieren. Ihm stehe nicht zu, zu beurteilen, wie seine Nachfolgerin in Brüssel lebe, meinte er. Eine Botschaft habe er aber doch an von der Leyen: "Ich werde ihr sagen, dass sie auf Europa aufpassen muss. Man muss auf Europa aufpassen."
In Junckers Partei EVP herrscht derzeit ein Richtungsstreit. Auf die Frage, ob sich die liberale Linie rund um den Polen Donald Tusk oder das nationalistische Lager rund um Ungarns Ministerpräsident Victor Orban durchsetzen werde, antwortete Juncker trocken: "Tusk."
Nach fünf Jahren scheidet der 64-jährige Luxemburger aus dem Amt. Immerhin: Seine vollmundigen Küsse bleiben Brüssel wohl erhalten: Juncker bekommt von der EU ein Büro und weitere Ressourchen "in limitiertem Umfang" zur Verfügung gestellt.
Auch Tusk verabschiedete sich
Neben Juncker verabschiedete sich am Freitag auch der bereits erwähnte Ratspräsident Donald Tusk. Er übergab in einer Zeremonie sein "Zepter" an Nachfolger Charles Michel.
Offiziell ist der Amtsantritt der neuen Führung der Europäischen Union für den 1. Dezember vorgesehen, also für Sonntag. Von der Leyens Kommission hatte erst am Mittwoch die letzte Hürde im Europaparlament genommen und ist damit startklar. Michel war bereits im Sommer von den EU-Staats- und Regierungschefs bestimmt worden. Der 43-Jährige war bis vor kurzem belgischer Ministerpräsident.
Die Aufgabe des Ratspräsidenten ist es, die Zusammenarbeit und die Gipfeltreffen der EU-Staaten zu koordinieren. Die Kommissionschefin führt ihrerseits die Brüsseler Exekutive der EU, die Gesetze vorschlägt und die Einhaltung des gemeinsamen Rechts überwacht. Zusammen mit dem Präsidenten des Europaparlaments sind sie die höchsten Repräsentanten der EU.