"Totale Gerechtigkeit verhindert den Frieden"
Nach über einem halben Jahrhundert des internen Konflikts in Kolumbien ist völlige Gerechtigkeit nach Einschätzung von Präsident Juan Manuel Santos nicht möglich. "Jeder Friedensprozess hat seine Mängel", sagte der kolumbianische Staatschef in einem Interview der spanischen Zeitung El Pais. "Totale Gerechtigkeit verhindert den Frieden."
Die kolumbianische Regierung und die linke Guerillaorganisation Farc hatten sich zuletzt auf ein Friedensabkommen geeinigt, um die seit 52 Jahren andauernden Auseinandersetzungen beizulegen. Der Vertrag sieht unter anderem Höchststrafen von acht Jahren für in dem Konflikt verübte Verbrechen vor.
Mehr als 220.000 Menschen getötet
"Ich bin sicher, dass sich die Mehrheit der Kolumbianer höhere Strafen für die Verantwortlichen von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewünscht hätten", sagte Santos. "Aber unser Fokus bei den Verhandlungen lag darauf, soviel Gerechtigkeit wie möglich zu erreichen wie der Frieden zulässt."
In den Auseinandersetzungen zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Rebellen und rechten Paramilitärs in Kolumbien waren seit Mitte der 1960er Jahre mehr als 220 000 Menschen ums Leben gekommen und Millionen vertrieben worden.