Politik/Ausland

Kennedy und die Frauen

Die Wahrheit erfuhr man erst lange nach seinem Tod. Damals konnten Politiker noch ein Doppelleben führen wie es die Paparazzi und Skandalreporter der heutigen Boulevardmedien nicht zuließen. John F. Kennedy hatte ein Faible für schöne Frauen, mehr noch: er war sexsüchtig und versäumte keine Gelegenheit, diese pathologische Leidenschaft auszuleben.

Ehe änderte nichts

Auch die Heirat von „Jack“ und „Jackie“ im Jahr 1953 änderte nichts daran, dass der Senator und spätere Präsident seinen ausschweifenden Lebenswandel fortsetzte, wobei er und seine Frau es verstanden, nach außen das Bildnis eines Traumpaares aufzubauen. So machte er sich bald nach der Hochzeit an seine Schwägerin Lee Radziwill heran, und als Jackie schwanger war, brach er zu einem Liebesausflug mit unbekannter Schönheit ins Mittelmeer auf. Dass seine Frau eine Fehlgeburt erlitt, ließ ihn kalt: „Jack“ blieb in Damengesellschaft auf seiner Yacht.

Es war keine „normale“ sexuelle Lust, von der Kennedy befallen war, es war ein krankhafter Zustand, hervorgerufen durch gefährliche Wirkstoffe. Zu den Medikamenten, die er wegen seiner vielen Leiden einnahm, zählten Testosteron und Cortison, die in seinem Fall zu einer immensen Steigerung des Sexualtriebs führten.

Sophia, Audrey, Jane...

In Christopher Andersens Biografie „The Final Year of Jack and Jackie“ wird auch die Zeit vor seiner Präsidentschaft durchleuchtet, in der er Affären mit Sophia Loren, Audrey Hepburn, Zsa Zsa Gabor, Joan Crawford und Jane Mansfield hatte.

Als seine Beziehung mit Marilyn Monroe begann, saß er bereits im Weißen Haus. Ein Jahr waren der mächtigste Mann und das größte Sexsymbol der Welt ein Liebespaar. Die Begegnungen fanden in Marilyns Appartement in New York statt und wurden vom US-Geheimdienst abgeschirmt. Beim Abschied sagte er immer zu ihr, wann er sich wieder melden würde – sie durfte ihn nie anrufen.

Der Mythos JFK:

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Die Monroe war dennoch besessen von der Idee, dass er sich ihretwegen scheiden lassen würde und rief einmal die First Lady an, um sie davon in Kenntnis zu setzen. „Heirate ihn nur“, soll Jackie Kennedy gesagt haben, „und übernimm meine Pflichten. Ich ziehe dann aus und du hast alle Probleme“. Informant dieses Gesprächs war kein Geringerer als JFK-Schwager Peter Lawford.

Das Gerücht, dass die Monroe Selbstmord beging, als Kennedy die Beziehung beendete, ist nie verstummt. Andere Quellen sprechen sogar von einem Auftragsmord, weil er sie loswerden wollte. Doch all die Verschwörungstheorien sind nicht beweisbar und mehr als zweifelhaft.

Jedenfalls ist der Apfel nicht weit vom Stamm gefallen, hatte doch auch sein Vater zahllose Affären, etwa mit Stummfilmstar Gloria Swanson. Und „Jacks“ jüngerer Bruder Robert war um nichts besser, auch er hatte in seiner Ehe Gespielinnen, von denen er sich einige – vermutlich auch die Monroe – mit seinem Bruder teilte.

Präsident Kennedy ließ regelmäßig Prostituierte ins Weiße Haus kommen, wodurch seine Sexsucht auf die Politik Einfluss hatte. Wie erst vor kurzer Zeit freigegebene Dokumente des US-Geheimdienstes belegen, standen etliche seiner Geliebten unter der Kontrolle der Mafia, die den Präsidenten auf diese Weise erpressbar machte. Bekannt sind Kennedys Tête-à-têtes mit dem Callgirl Judith Campbell, das gleichzeitig (zwischen 1960 und 1962) mit den Gangstern Sam Giancana und John Roselli liiert war. Kennedy stellte somit eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA dar.

Er wusste zu viel

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All das wusste natürlich der berüchtigte FBI-Direktor J. Edgar Hoover – womit auch er den Präsidenten in der Hand hatte. Kennedy wollte den seit 1924 (!) amtierenden, fast 70-jährigen obersten Kriminalbeamten der USA längst in Pension schicken, scheiterte aber daran, dass der zu viel wusste.

Callgirl Mariella

Nur eine Affäre drang zu Lebzeiten des Präsidenten an die Öffentlichkeit: Kurz vor seinem Tod, im Sommer 1963, erklärte das 21-jährige Callgirl Mariella Novotny, mit Kennedy intim gewesen zu sein. Da sie aus der Tschechoslowakei stammte, hatte man Angst, dass sie eine kommunistische Agentin sei. Eine Zeitung griff den Fall – ohnehin sehr diskret – auf: Geheimnisse der USA könnten nach außen dringen, „da eine Prostituierte Kontakte mit einer Persönlichkeit aus dem Weißen Haus“ hätte. Die Andeutung genügte, dass Justizminister Robert Kennedy der Hearst-Presse mit Monopol-Untersuchungen drohte, worauf die Berichterstattung über den Fall sofort eingestellt wurde.

Privatleben war tabu

Ansonsten hatte Kennedy von den Medien nichts zu befürchten, da das Privatleben von Politikern in jenen Tagen tabu war. Die Überzeugung, nicht enttarnt zu werden, war so groß, dass die Monroe im Mai 1962 im New Yorker Madison Square Garden vor Tausenden Menschen für den Präsidenten im hautengen Glitzerkleid und mit erotischem Timbre „Happy Birthday“ hauchte.

Erst in den 1970er-Jahren, als das Amt des Präsidenten durch die Watergate-Affäre beschädigt wurde, begann man Kennedys Affären posthum aufzuarbeiten. Seither wiesen seine Biografen 57 Geliebte nach, es waren aber mehr, da sein Liebesleben diskret vollzogen wurde.

Die Nachfolger

Kennedys Nachfolger hatten es da schwerer: Bill Clinton musste einer Frau nur in die Augen schauen (und wir wissen, dass er weit mehr tat), da spekulierte die Presse schon über eine neue Affäre.

JFK’s Sexsucht ist vielfach belegt. Und doch wird man dem Präsidenten nicht gerecht, ihn über die Anzahl seiner Amouren zu beurteilen. In der kurzen Zeitspanne, die ihm gegeben war, setzte er sich für soziale Gerechtigkeit, für Frieden und die Gleichberechtigung aller Rassen ein.

Und im Kampf für diese Ideale ist er auch gestorben.