Politik/Ausland

Tretende Kamerafrau in Ungarn angeklagt

Im vergangenen Sommer trat eine ungarische Kamerafrau zwei Flüchtlingskinder und stellte einem Mann mit Kind auf dem Arm ein Bein. Die Bilder gingen um die Welt. Nun muss Petra Laszlo mit rechtlichen Konsequenzen rechnen. Denn obwohl sie sich später für ihre Tat entschuldigte, wird sie nun wegen Störung des öffentlichen Friedens angeklagt. Das berichtet die US-amerikanische Nachrichtenagentur Associated Press unter Berufung auf ungarische Staatsanwälte.

Im September 2015 durchbrachen Hunderte Migranten eine Sperre der Polizisten an der ungarisch-serbischen Grenze. Laszlo stand hinter den Beamten. "Während sie filmte, trat sie einen jungen Mann und ein Mädchen mit ihrem rechten Fuß", beschreibt der zuständige Staatsanwalt in einem Statement. Die Tritte seien nicht rassistisch motiviert gewesen. Es habe auch keine Chance bestanden, dass die Attackierten ernsthaft verletzt würden, heißt es weiter.

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"Eine Sicherung durchgebrannt"

Die Kamerafrau rechtfertigte sich nach dem Vorfall, sie sei damals in Panik geraten. In einem Brief an die rechtskonservative Zeitung Magyar Nemzet, die der Regierungspartei Fidesz nahe steht, entschuldigte sich die Journalistin für ihr Verhalten. Ihr sei "eine Sicherung durchgebrannt". Sie sei aber "keine herzlose, rassistische Kamerafrau, die Kinder tritt". Die Journalistin beklagte zugleich eine "politische Hexenjagd".

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Laszlos Arbeitgeber, der der rechtsextremen Jobbik-Partei nahestehende TV-Sender N1TV, feuerte seine Mitarbeiterin, nachdem die Videoaufnahmen, auf denen sie zu sehen war, viral gingen. "Eine N1TV-Kollegen hat sich heute an einem Sammelpunkt (für Flüchtlinge) in Röszke inakzeptabel verhalten", schrieb N1TV-Chefredakteur Szabolcs Kisberk auf der Facebook-Seite des Senders. Der Arbeitsvertrag mit ihr sei daher mit sofortiger Wirkung beendet worden. Der Sender betrachte die Angelegenheit damit als "abgeschlossen".

Bei dem Opfer der Fernsehjournalistin handelt es sich um Osama al-Abdelmohsen, einen professionellen Fußballtrainer aus der Deir Ezzor. Der Syrer floh mit seiner Frau und seinen drei Kindern in die Türkei. Heute lebt er mit seiner Familie in Spanien - soweit bekannt.