Israel kauft Gefangene von Syrien mit Sputnik-Impfstoff frei
Für die israelische Regierung gehört ein Gefangenenaustausch zur Routine. Moralische Debatten halten sich meist in Grenzen, es gilt, Israelis aus den Händen des Feindes zu befreien – koste es, was es wolle. Auch, wenn man dafür im schlimmsten Fall selbst 1.027 gefährliche Staatsfeinde freilassen muss.
„Israel tat immer alles und wird immer alles tun, um seine Bürger zurückzubringen“, sagte Premier Benjamin Netanjahu am Freitag. Denn auch vergangene Woche musste eine junge Israelin aus der Gefangenschaft in Syrien befreit werden. Die 25-Jährige war aus bisher nicht kolportierten Umständen am 3. Februar über die Golanhöhen nach Syrien gelangt und wurde dort unter Spionageverdacht festgenommen. Russland schaltete sich ein, um zwischen Syrien und Israel zu verhandeln. (Russland unterstützt den Machthaber Bashar al-Assad und unterhält gleichzeitig gute Beziehungen zu Israel, das seinerseits Assad-Verbündete in Syrien bombardiert.)
Seit Freitag ist die junge Israelin wieder zuhause. Der offizielle Preis für ihre Befreiung: zwei kürzlich wegen Terrorismusvorwürfen festgenommene syrische Schäfer, die wieder zurück in ihre Heimat dürfen.
Doch das war offenbar nicht alles. Die in London angesiedelte arabische Zeitung Asharq al-Awsat, die über eine große Reichweite und gute Beziehungen zur saudischen Königsfamilie verfügt, berichtete von einer „geheimen Klausel“ in dem russischen Deal zwischen Israel und Syrien.
Coronahilfe für den Feind
Neben den beiden Hirten hat Israel demnach noch mehr in den Topf geworfen: Umgerechnet rund eine Million Euro. Die ist allerdings laut Asharq al-Awsat nicht direkt an Damaskus gegangen, sondern an Moskau. Israel habe – als Teil des Deals – Russland mehrere Tausend Dosen Sputnik V abgekauft, die in weiterer Folge nach Syrien geschickt werden.
Der Bericht stützt sich auf „informierte Kreise“. Der israelische Sender KAN berichtet, dass die Regierung einstimmig zugestimmt habe den „Extrapreis“ zu zahlen. Nach einem Tag der Dementis löschte das Militär schließlich seinen Maulkorberlass über die Klausel. Israelische Medien wie Haaretz berichteten nun über die Hilfslieferung.
Bashar al-Assad jedenfalls wollte davon nichts wissen. Über die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA dementierte er am Samstag den Bericht und sprach von einem „Versuch, Israel als menschliches Land darzustellen“.