Israels Armee mit neuer Taktik gegen die Hamas
Eine der größten Herausforderungen für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas ist das weitverzweigte Tunnelsystem unter Gaza. Als "unterirdischen Albtraum", wird das Netzwerk in einer Studie der US-Militärakademie West Point bezeichnet.
Laut dieser gibt es 1.300 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 500 Kilometern - ein sehr dichtes Netz in dem nur 41 Kilometer langen und maximal ein Dutzend Kilometer breiten Gazastreifen. Viele Tunnel sind mit Sprengfallen versehen.
➤ Mehr lesen: Hamas-Tunnel unter Gazastreifen sind "unterirdischer Albtraum"
In diesem Artikel lesen Sie weiters:
- "Neue Kampfmethode" gegen die Hamas
- Weitere Geisel-Leichen im Gazastreifen geborgen
- Israel schwört USA auf langen Krieg ein
- Netanjahu: Krieg bis zum "absoluten Sieg"
Das israelische Militär hat laut US-Medienberichten bereits testweise versucht, die Tunnel mit Meerwasser zu fluten, um herauszufinden, ob sich die Methode zur großflächigen Zerstörung des Tunnelnetzwerks eignet.
Wie die Times of Israel über die Tests berichtete, “scheinen sie erfolgreich gewesen zu sein."
"Neue Kampfmethode"
Doch auch eine weitere Taktik wendet das Militär an. "Wir haben neue Kampfmethoden, die wir einsetzen werden, um Terroristen zu töten", erklärte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend.
Israel tötet nach Angaben des Sprechers Hamas-Terroristen in den Tunneln nun gezielt mit Sprengstoff.
Hamas-Terroristen und insbesondere ihre Anführer versteckten sich in ihren Tunneln im Untergrund. "Wir werden eindringen, Sprengstoff an Orten anbringen, von denen wir wissen, dass die Terroristen sie häufig aufsuchen, und auf den richtigen Moment warten, um sie unterirdisch zu töten", sagte Hagari. "Die Terroristen werden im Untergrund nicht sicher sein.
Nach israelischen Informationen werden derzeit noch 135 Geiseln in dem abgeriegelten Küstengebiet festgehalten. Im Rahmen eines Deals zwischen der israelischen Regierung und der Hamas wurden 105 Geiseln freigelassen. Im Austausch entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen. "Wir werden weiterhin alles - alles - tun, um alle Geiseln nach Hause zu bringen", sagte Hagari.
Weitere Geisel-Leichen geborgen
Israels Militär hat nach eigenen Angaben die Leiche weiterer aus Israel in den Gazastreifen verschleppten Geiseln geborgen.
Der tote Körper eines 28-Jährigen sowie zweier Soldaten seien nach Israel zurückgebracht und dort identifiziert worden, teilte die Armee am Freitag mit. Die Männer seien beim Massaker der islamistischen Hamas und anderer Gruppen aus Israel nach Gaza verschleppt worden.
➤ Mehr lesen: Was die Hamas-Geiseln erzählen: "Manchmal gab es nichts zu essen"
Bei den beiden getöteten Soldaten handelt es sich nach Angaben der Armee um zwei 19-Jährige. Die Familien der drei seien informiert worden, hieß es. Zur Todesursache machte die Armee zunächst in keinem der Fälle Angaben.
Israel schwört USA auf langen Krieg ein
Israel bekommt von den USA zunehmend Druck, im Gazastreifen mehr Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen, schwört seinen Verbündeten aber zugleich auf einen noch sehr langen Krieg ein.
US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag an die Adresse Israels: „Ich möchte, dass sie sich darauf konzentrieren, wie sie das Leben von Zivilisten retten können. Sie sollen nicht aufhören, die Hamas zu verfolgen, sondern vorsichtiger sein“.
Bei einem Treffen mit dem Nationalen Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, in Tel Aviv machte Israels Verteidigungsminister Joav Galant gleichwohl klar, der Krieg werde noch „mehr als ein paar Monate“ dauern - bis die islamistische Hamas komplett zerstört sei.
Netanjahu: Krieg bis zum "absoluten Sieg"
Die Terrororganisation habe eine „unter- und oberirdische Infrastruktur errichtet, die nicht einfach zu zerstören“ sei, sagte Galant zu Sullivan. Im Anschluss an das Treffen kam Sullivan mit Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sowie den restlichen Mitgliedern des Kriegskabinetts zusammen.
Netanjahu bekräftigte dabei nach Angaben seines Büros, dass Israel den Krieg gegen die Hamas „bis zum absoluten Sieg“ fortsetzen werde. Nach Sullivans Gesprächen erwartet die US-Regierung nun einen Übergang der israelischen Bodenoffensive mit „hoher Intensität“ zu „gezielteren“ Operationen.
Dies sei ein Thema für „irgendwann in der nahen Zukunft“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Donnerstag in Washington. „Ich möchte mich nicht auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen.“
Man wolle der islamistischen Hamas auch nicht mitteilen, was in den den kommenden Wochen oder Monaten auf sie zukommen werde. Wie eine solche militärische Operation aussehen könnte, sagte Kirby nicht und verwies auf die israelische Regierung.
➤ Informieren Sie sich über die aktuellen Entwicklungen in Israel in unserem Live-Ticker