Politik/Ausland

Fünf weitere Verdächtige in Brüssel festgenommen

Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Terroristen hat die belgische Polizei fünf weitere Verdächtige festgenommen. Sie würden nun ebenso wie die 16 am Sonntagabend bei einem Großeinsatz Festgenommenen von der Polizei verhört, teilte die Staatsanwaltschaft in Brüssel am Montag mit.

Zudem seien in der Früh fünf zusätzliche Hausdurchsuchungen im Raum Brüssel und im Bereich der ostbelgischen Stadt Lüttich durchgeführt worden, hieß es. Bei einer Durchsuchung am Sonntagabend seien 26.000 Euro sichergestellt worden.

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Fahndung läuft

Nach einer Serie von Anti-Terror-Razzien hatte die Polizei zuvor ihre Fahndung nach einem Verdächtigen der Anschläge in Paris und weiteren mutmaßlichen Extremisten fortgesetzt. "Es ist klar, dass die Aktion noch nicht beendet ist", sagte der belgische Innenminister Jan Jambon.

In der belgischen Hauptstadt sowie in der flämischen Gemeinde Vilvorde galt am Montag weiter die höchste Terrorwarnstufe, die von den Behörden wegen einer "unmittelbaren Bedrohung" in der Nacht auf Samstag ausgerufen worden war. Am Sonntagabend und in der Nacht hatte es in mehreren Stadtteilen, darunter auch in dem als Islamistenhochburg geltenden Stadtteil Molenbeek, sowie im südbelgischen Charleroi groß angelegte Anti-Terror-Razzien gegeben.

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Sprengstoffjacke bei sich

Von dem 26-jährigen Salah Abdeslam fehlt weiter jede Spur. Der Franzose wird verdächtigt, bei den Anschlägen von Paris eine wichtige Rolle gespielt zu haben. Sein Bruder Brahim sprengte sich während der Anschlagsserie in einem Restaurant in die Luft. Einer seiner festgenommenen Komplizen hatte seiner Anwältin zufolge angegeben, Abdeslam wenige Stunden nach den Attentaten in Paris im Brüsseler Stadtteil Laeken abgesetzt zu haben. Zudem hätte der Verdächtige auch noch seine Sprengstoffjacke bei sich.

"Alle wissen, dass von ihm eine gewisse Gefahr ausgeht", sagte Innenminister Jambon. "Er ist folglich ein wichtiges Ziel." Er könne aber keine Details der Ermittlungen nennen, diese seien "zu sensibel". Angaben dazu könnten die weiteren Untersuchungen behindern. Medienberichte, wonach der seit den Anschlägen von Paris am 13. November gesuchte Abdeslam Richtung Deutschland geflüchtet sei, wollte er nicht kommentieren.

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U-Bahn komplett geschlossen

Der Minister forderte trotz der höchsten Terrorwarnstufe die Brüsseler auf, ihr Leben möglichst normal fortzusetzen. "Wir ergreifen die notwendigen Maßnahmen, um die Sicherheit der Menschen sicherzustellen", sagte Jambon. "Aber das Leben in Brüssel sollte weitergehen, das wirtschaftliche Leben und das gesellschaftliche Leben." So blieben die Behörden geöffnet, "die Beamten kommen zur Arbeit".

Am dritten Tag in Folge war jedoch am Montag die U-Bahn in der Millionenstadt komplett geschlossen, nur Busse und Straßenbahnen fuhren. Schulen, Universitäten und Kindergärten waren zu. Einige Unternehmen empfahlen ihren Mitarbeitern, von zuhause aus zu arbeiten. Auch Märkte und Sportereignisse waren abgesagt worden.

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EU-Treffen finden statt

Die EU-Institutionen waren geöffnet, allerdings galten verschärfte Sicherheitsvorkehrungen und Personenkontrollen, nicht unbedingt notwendige Treffen wurden abgesagt, den Mitarbeitern Telearbeit angeboten. Der Bahnhof Brüssel-Schuman, der sich direkt unter dem Gebäude der EU-Kommission befindet, blieb geschlossen.

Die EU-Ministerräte zu den Bereichen Bildung und Jugend finden trotz der höchsten Terror-Alarmstufe statt. Die österreichischen Vertreterinnen, Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) und Sophie Karmasin (ÖVP), sagten ihre Teilnahme wegen Terminen in Österreich ab. Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) wird jedoch an der außerordentlichen Sitzung der Eurogruppe zu Griechenland und Budget teilnehmen.