Politik/Ausland

Flucht ohne Ende: "Menschen in Syrien nicht im Stich lassen“

Die Waffenruhe in Nordsyrien sei mehr als brüchig, „täglich erfahren wir von unseren Mitarbeitern vor Ort, dass in den überfüllten Notunterkünften neue Vertriebene ankommen“, berichtet Judith Hameseder von der österreichischen Caritas. Bis vor rund einer Woche war sie selbst in dem Bürgerkriegsland, jetzt ist sie vorübergehend in Jordanien, wo sie der KURIER telefonisch erreichte. Demnächst wird sie wieder nach Syrien zurückkehren, um die weitere Hilfe im Rahmen von „Nachbar in Not“ zu organisieren.

Diese sei notwendiger denn je. Laut UN-Angaben sind nach den schweren Kämpfen zwischen türkischen Verbänden und den mit ihnen verbündeten Milizen sowie den örtlichen Kurden an die 200.000 Menschen geflüchtet. „Allein in Hasakeh sind in 70 kleinen Notunterkünften 15.000 Menschen untergebracht. Aber es gibt natürlich viel mehr Hilfsbedürftige, die bei Verwandten oder Gastfamilien untergekommen sind“, so die Caritas-Mitarbeiterin. In der Regel handle es sich bei diesen Notunterkünften um Schulen.

Nirgendwo in Sicherheit

Was auch der hartgesottenen Helferin nahe geht: „Manche sind schon zuvor zwei, drei Mal geflohen. Sie dachten, im bis vor Kurzem stabilen Norden einen sicheren Hafen gefunden zu haben. Jetzt müssen sie wieder weg.“ Manche schlagen sich bis in den benachbarten Irak durch.

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Doch auch dort ist die Situation mehr als angespannt – weniger politisch als humanitär: Schon bisher beherbergt die dortige Kurdenregion fast 230.000 Flüchtlinge aus Syrien, dazu kommen 1,5 Millionen Iraker.

Alles verloren

In Syrien jedenfalls, so Hameseder, würden derzeit dringend Decken benötigt, um dem hereinbrechenden Winter trotzen zu können. Aber auch Matratzen, Hygieneartikel und natürlich Lebensmittel. „Viele kommen mit nichts als der Kleidung, die sie am Leib tragen und eventuell einen kleinen Koffer“, beschreibt die junge Frau das Leid der Menschen. Eine zentrale Herausforderung sei auch sauberes Trinkwasser, zumal in Hasakeh etwa die lokale Trinkwasseranlage teilweise zerstört wurde.

Sollte sich der Konflikt länger hinziehen, müsste man bezüglich der Unterbringung der Vertriebenen etwas Neues finden. „Denn derzeit ist es vielen Burschen und Mädchen nicht möglich die belegten Schulen zu besuchen. Das muss sich zumindest mittelfristig ändern, denn ohne Bildung wird die heranwachsende Generation keine Perspektive haben“, analysiert die Helferin der Caritas, deren Generalsekretär für Internationale Programme, Andreas Knapp, einen dramatischen Appell an die Öffentlichkeit richtet: „Wir dürfen die Menschen in Syrien, die um ihr Leben bangen, nicht im Stich lassen.“

„Nachbar in Not“ gehören folgende Organisationen an: Caritas, CARE, Diakonie, Hilfswerk, Malteser, Rotes Kreuz, Samariterbund, Volkshilfe.

Spendenmöglichkeiten:

"NACHBAR IN NOT - Flüchtlingshilfe SYRIEN"

ERSTE BANK
IBAN: AT 05 2011 1400 4004 4000
BIC: GIBAATWWXXX