Politik/Ausland

Dutzende Tote bei Luftangriff auf MSF-Klinik

Bei Luftangriffen auf ein Krankenhaus im Rebellengebiet der nordsyrischen Stadt Aleppo sind nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mehr als ein Dutzend Menschen getötet worden. Ärzte ohne Grenzen (MSF) berichtete, in dem von der Organisation unterstützten Krankenhaus seien mindestens drei Ärzte und 14 Patienten gestorben.

https://twitter.com/MSF/status/725600939827146752
MSF International (@MSF

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte sprach von mindestens 27 Toten. Unter ihnen seien wenigstens drei Kinder sowie einer der letzten Kinderärzte in dem Bezirk.

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Gezielte Angriffe auf Kliniken

Das Bombardement traf den Rettungshelfern zufolge auch umliegende Gebäude, in dem medizinisches Personal untergebracht war. Es würden noch Menschen unter den Trümmern vermisst. Zunächst war unklar, wer für die Angriffe verantwortlich war. In den vergangenen Monaten wurden der syrischen Regierung sowie Russland wiederholt gezielte Angriffe auf Kliniken vorgeworfen.

Die Kämpfe in der Stadt sind eskaliert. Nach Erkenntnissen der Beobachtungsstelle wurden in den vergangenen sechs Tagen bei Luftangriffen der Regierungstruppen 84 Zivilisten getötet. Den Angriffen der Rebellen auf die von der Armee kontrollierten Stadtteile seien 49 Zivilisten zum Opfer gefallen.

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Waffenruhe gilt nicht für IS-Miliz

Im Gebiet von Aleppo kämpfen Extremisten der Al-Nusra-Front gegen die Armee von Präsident Bashar al-Assad. Eine im Februar vereinbarte Waffenruhe in Syrien gilt nicht für die Auseinandersetzungen mit der Al-Nusra und der Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).

Die Angaben der Beobachtungsstelle können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden.

Neue Syrien-Initiative?

Angesichts der Gefahr eines völligen Zusammenbruchs der Waffenruhe hat der UN-Sonderbeauftragte Staffan de Mistura die USA und Russland zu einer neuen gemeinsamen Friedensinitiative "auf höchster Ebene" aufgerufen. Erst wenn die Angriffe in Aleppo und anderen Orten aufhören, sehe er die Möglichkeit, einen Termin für die Fortsetzung der Genfer Syrien-Gespräche anzusetzen.

Das sagte De Mistura in der Nacht zum Donnerstag vor Reportern in Genf. Zuvor hatte er per Video-Schaltung den UN-Sicherheitsrat in New York über den Verlauf der am Mittwoch beendeten dritten Runde der indirekten Genfer Gespräche zwischen Vertretern der syrischen Regierung und verschiedener Oppositionsgruppen informiert.

Es gebe "erhebliche Differenzen", räumte der UN-Vermittler ein. Während die wichtigsten Oppositionsgruppen den Abgang von Baschar al-Assad verlangten, hat die Abordnung des Regimes stets betont, die künftige Rolle Assads stehe in Genf nicht zur Diskussion. Die Lage im Bürgerkriegsland sei äußerst besorgniserregend, sagte De Mistura. Durch die seit Tagen immer wieder aufflammenden Kämpfe sei "alle 25 Minuten ein Syrer getötet worden".