Deutschland: Die Grünen haben eine Kanzlerkandidatin
Von Konrad Kramar
Die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock soll ihre Partei als Kanzlerkandidatin in die Bundestagswahl führen. Der Bundesvorstand der Grünen nominierte sie am Montag für den Spitzenposten, wie die Partei in einem Rundschreiben an Unterstützer mitteilte. Die Entscheidung muss noch auf einem Parteitag vom 11. bis 13. Juni bestätigt werden, die Zustimmung gilt aber als sicher. Ihr Gegenkandidat Robert Habeck hat schon vorher deutlich gemacht, dass er auch weiterhin ganz eng mit Baerbock im Wahlkampf zusammenarbeiten werde.
Kandidatin in Potsdam
Baerbock war bereits vor ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin in Brandenburg zur Direktkandidatin der Grünen im hart umkämpften Potsdamer Wahlkreis 61 gewählt worden. Dort tritt sie unter anderem gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz an. „Wir wollen das erste bündnisgrüne Direktmandat in Ostdeutschland gewinnen“, sagte Baerbock dazu.
Realo mit Durchsetzungskraft
Noch vor drei Jahren war Baerbock in der Öffentlichkeit weithin unbekannt, nun schreibt sie für die Grünen Geschichte. Die 40-Jährige ist die
erste Kanzlerkandidatin ihrer Partei. Mit der Realpolitikerin
will die einstige Öko- und Friedenspartei bei der Bundestagswahl
im September zur stärksten politischen Kraft aufsteigen.
Die Völkerrechtlerin ist ehrgeizig, gilt in der Partei als
teamfähig, sehr gründlich und sattelfest in allen wichtigen
Themen. Seit sie gemeinsam mit Robert Habeck im Januar 2018 an
die Parteispitze gewählt wurde, hat sie sich viel Zuspruch
erarbeitet. In einem Kabinett saß sie allerdings noch nicht. Mit
Baerbock grenzen sich die Grünen klar von Union und SPD ab, die
das Kanzleramt mit regierungserprobten Männern fortgeschrittenen
Alters erobern wollen.