Politik/Ausland

Die CIA gegen ihren Ex-Chef

Das Auffliegen seiner Affäre mit seiner Biografin Paula Broadwell hätte den mittlerweile zurückgetretenen CIA-Chef zu keinem schlechteren Zeitpunkt treffen können: David Petraeus steckte mitten in einer groß angelegten Verteidigungstrategie für „seine“ CIA. Er wollte mit einem umfassenden Bericht über den Terroranschlag auf das US-Konsulat in Libyen an die Presse gehen.

Dies hätte, so das Kalkül des früheren Vier-Sterne-Generals, die Rolle der CIA im Drama klar darstellen und ihren Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen sollen. Vier Amerikaner waren bei der islamistischen Terror­attacke am 11. September umgekommen, darunter der US-Botschafter und zwei CIA-Mitarbeiter. Dem Geheimdienst war daraufhin vorgeworfen worden, kläglich versagt zu haben.

Im Hintergrund

Politik der CIA war es bisher stets, sich im Hintergrund zu halten, mögen die Vorwürfe auch noch so heftig gewesen sein. Doch der erst vor 14 Monaten an die Spitze der CIA berufene Spitzenmilitär wollte dies so nicht hinnehmen, seit Wochen arbeitete er fieberhaft an einer öffentlichen Gegendarstellung und eckte damit sowohl beim Außenministerium, Verteidigungsministerium, im Weißen Haus und dem Nationalen Sicherheitsrat an. Mitten in den immer heftigeren Streit zwischen Petraeus und seinen Gegnern platzte die Bombe: Die Sex-Affäre zwischen dem hoch geachteten Petraeus und der um zwanzig Jahre jüngeren Paula Broadwell. Der CIA-Chef musste seinen Hut nehmen – und auch sein Vorhaben aufgeben, mit seinem CIA-Libyen-Bericht an die Öffentlichkeit zu gehen.

Fragen über die Vorgänge rund um das US-Konsulat in Bengasi aber blieben dennoch offen. Die sollte der Ex-Chef der CIA am gestrigen Freitag den Geheimdienstausschüssen des Kongresses beantworten, allerdings hinter verschlossenen Türen. Und noch mehr Klarheit will auch die CIA von ihrem ehemaligen Chef: Der Geheimdienst leitete Ermittlungen gegen David Petraeus ein – wobei unklar ist, was dem so jäh gestürzten Ex-M­ilitär vorgeworfen wird. Denn als sicher gilt: Seine A­ffäre mit Paula Broadwell hat niemals die nationale Sicherheit gefährdet.

Mitarbeiter in der CIA-Zentrale stehen noch immer unter Schock: Petraeus und seine Geliebte waren so oft zusammen gesehen worden, dass man gewitzelt hatte: Die zwei hätten sicher keine Affäre miteinander, weil sie dann viel bemühter wären, ihr Zusammensein zu vertuschen. „Es war so offensichtlich, dass es nicht wahr sein konnte“, sagte ein Agent dem Wall Street Journal.