Den Helfern geht langsam die Kraft aus
Von Evelyn Peternel
"Es reicht!", sagen die Ehrenamtlichen der Initiative "Moabit hilft". Die Freiwilligen, die seit Monaten die Flüchtlinge vor der heillos überlaufenen Berliner Registrierungsstelle "LaGeSo" versorgen, gingen vor Kurzem auf die Straße – ein verzweifelter Hilferuf an die Behörden: Es wird zu viel, es geht nicht mehr. Man brauche langsam selbst Hilfe.
Zeitraubende Schreibarbeit
Dass die Grenzkontrollen zu Österreich jetzt bis Mitte November verlängert wurden, verschärfe die Personalsituation weiter. Derzeit sind dort vier Mal so viele Beamte im Einsatz wie üblich – Personal, das anderswo fehlt. "Wir können nicht mehr auf große Lagen reagieren", sagt Ernst Walter von der Gewerkschaft DPolG. Für Fußballspiele oder die vielen derzeit stattfindenden Demonstrationen gebe es zu wenige Beamte.
Geschuldet ist die Überforderung aber nicht nur den vielen Flüchtlingen, sondern auch dem Bürokratieaufwand. In Berlin etwa bekrittelt die Polizeigewerkschaft seit Langem, dass es die Schreibarbeit sei, die die Beamten an ihrer Arbeit hindere. Weil gegen jede aufgegriffene Person eine Anzeige wegen illegalen Grenzübertritts geschrieben werden muss, sei in manchen Vierteln stundenlang keine Streife unterwegs – jede Anzeige dauere vier Stunden, obwohl die meisten wieder eingestellt würden.
Das Problem hat man bundesweit – in Berlin hat man das aufwendige System nun aber auf Drängen der Beamten ausgesetzt. "Dadurch hat sich die Lage etwas entspannt", sagt Annika Schulze von der Gewerkschaft zum KURIER. Dennoch sei der Stress nach wie vor hoch. "Es müssen ja noch immer Flüchtlinge verteilt werden. Da hat sich nichts geändert."