Politik/Ausland

Das Ende der Ära Berlusconi

Addio Silvio: Am Mittwoch ging die politische Ära von Ex-Premier Silvio Berlusconi zu Ende. Das Senatsplenum gab am frühen Abend in einem spannungsgeladenen Klima mehrheitlich grünes Licht für den definitiven Ausschluss Berlusconis aus dem Parlament. Damit verliert der 77-jährige Medientycoon nach 20 Jahren die politische Immunität, die ihn bisher vor Strafverfolgung schützte.

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Der wegen Steuerbetrugs verurteilte Cavaliere ließ sich kurz vor der Abstimmung am „Trauertag der Demokratie“ von seinen Fans vor seiner römischen Residenz, Palazzo Grazioli, feiern. Seine Anhänger schwenkten „Forza Italia“- Fahnen und hielten „Staatsstreich“ und „Märtyrer der Freiheit“-Transparente hoch. Berlusconi holte zu Schimpftiraden gegen die Linken „linke Richter“ aus. Er werde auch außerhalb des Parlaments „für unsere Freiheit kämpfen“, gab sich Berlusconi trotz seines Rauswurfs nicht geschlagen. „Ich bin hier, weil man ein sinkendes Schiff nicht verlässt. Berlusconi ist unser Anführer, für uns ist er unschuldig und wir werden bis zum Ende an seiner Seite sein“, sagte ein Pensionist aus Pistoia.

In Feierlaune hingegen war Gianfranco Mascia, Aktivist der Bürgerbewegung „Popolo Viola“, bei der Kundgebung in der Nähe des Senats. „Heute feiern wir den Erfolg unseres 20-jährigen Kampfes, die Abrechnung mit dem vorbestraften Berlusconi ist da. Mit seinem Ausschluss aus dem Parlament beginnt die Epoche der Ent-Berlusconisierung Italiens“, sagte Mascia zum KURIER.

Aufstieg und Fall

Allerorts wurde der lange Niedergang des Cavaliere beschworen. Die Online-Portale der Tageszeitungen übertrugen die turbulente Senatsabstimmung live. Forza Italia-Senatorinnen trugen schwarze Trauerkleidung, hitzige Wortgefechte standen an der Tagesordnung.

Mit allen Mitteln wehrte sich der Ex-Premier bis zuletzt gegen seinen Senatsausschluss: Zu Wochenbeginn präsentierte er neue Beweisdokumente seiner „Unschuld“ und forderte eine Neuaufrollung des Mediaset-Prozesses. In diesem wurde er zu vier Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde wegen seines Alters auf ein Jahr Sozialdienst reduziert.

Wie geht es mit Berlusconi weiter? Finanziell braucht man sich um einen der reichsten Männer Italiens keine Sorgen machen.

Der Cavaliere wird nach seinem Senatsausschluss eine Abfertigung von 180.000 Euro sowie eine monatliche Rente von 8000 Euro erhalten.

Berlusconis Probleme mit der Justiz

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