CDU-Vorstand für Laschet als Kanzlerkandidat
Bis spät in die Nacht rangen die Mitglieder des CDU-Bundesvorstands darum, wie und für wen sie abstimmen sollten. Von einer "Kreisvorsitzendenkonferenz" war etwa die Rede, ebenso ging es in Debatten darum, wie denn eine Abstimmung überhaupt ablaufen solle. Nach Mitternacht stimmten die Mitglieder ab - 77,5 Prozent sprachen sich für Armin Laschet aus.
Auch wenn sein Konkurrent Markus Söder (CSU) zuvor am Montag gesagt hatte, dass er und seine Partei "jede Entscheidung“ respektieren würden, ist noch unklar, ob das Votum Laschet zum Kanzlerkandidaten gemacht hat. Denn Söder nutzte die Gelegenheit, um erneut für sich zu werben. Er genieße Zuspruch aus der Unionsfraktion und aus der Bevölkerung, die Umfragen seien deutlich. Seine Bitte an die CDU sei, jetzt das Meinungsbild abzulesen. Er sei zu einer Kanzlerkandidatur bereit, wenn er breite Unterstützung aus der großen Schwesterpartei bekomme. Damit wiederholte er, was er vor einer Woche an der gleichen Stelle gesagt hat.
Was er mit „breiter Unterstützung“ meinte, darüber gab es zuletzt Ärger zwischen Berlin und München. Denn das CDU-Präsidium, das seinem Kontrahenten Armin Laschet „breiten Rückhalt“ aussprach, wurde von Söder als „Hinterzimmer“ bezeichnet. Nun erklärte er gestern: „Breite Unterstützung heißt, wenn Vorstand, Fraktion und Basis das gemeinschaftlich wollen.“ Gleichzeitig wolle er die Entscheidung in die Hände des CDU-Bundesvorstandes legen.
In den jeweiligen Lagern hat man indessen teils öffentlich Stellung bezogen: Die CSU steht geschlossen hinter Söder. Ebenso einige CDU-Abgeordnete im Bundestag. Sie wollen lieber mit dem Franken in die Wahl ziehen, verspricht er doch aufgrund seiner Werte ein besseres Zugpferd zu sein. Auch unter CDU-Landesfürsten gibt es einige, die sich mehr oder weniger offen den CSU-Mann als obersten Wahlkämpfer wünschten. Der Jugendverband der Union positionierte sich ebenfalls pro Söder.
Für Armin Laschet, der sich bisher auf die Unterstützung von CDU-Granden verlassen konnte, waren das schwere Rückschläge. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ließ ihn am Montag laut Bild-Zeitung wissen: Entweder Laschet wird Kanzlerkandidat – oder er muss als CDU-Chef zurücktreten.