Politik/Ausland

Castroismus vs. Kapitalismus - ein Kampf der Worte

"Todos somos americanos" - "Wir sind alle Amerikaner". Dieser Satz Barack Obamas im Dezember 2014 war einer vieler kleiner Schritte, die in der jüngsten Zeit zu einer Annäherung zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba geführt haben. Vor wenigen Jahren - etwa unter der Ära des US-Präsidenten George W. Bush (2001-2009) - herrschte noch diplomatische Eiszeit zwischen der sozialistischen Karibikinsel und dem mächtigen Nachbarn im Norden. Dies belegen auch viele Aussagen, die seit der kubanischen Revolution im Jahr 1959, unter der Führung Fidel Castros und Che Guevaras, diesseits und jenseits des Golfs von Mexiko getätigt wurden. 1962 vergiftete die Kubakrise, eine Eskalation des Kalten Kriegs zwischen den USA und der Sowjetunion wegen der Stationierung sowjetischer Raketen auf der Insel, die diplomatischen Beziehungen auf Jahrzehnte hinaus. Wir haben im Folgenden wichtige Aussagen zusammengetragen.

Zitate

Fidel Castro verurteilt im Jänner 1960 die USA: "Der nordamerikanische Kapitalismus ist verantwortlich für die Geschichte des Stehlens, des Tötens und der Unterdrückung nationaler Interessen auf Kuba."

Dwight D. Eisenhowerbezeichnete Castro im selben Jahr als "Wahnsinnigen", der "außer Rand und Band geraten ist und das gesamtamerikanische Gebilde beschädigt".

Fidel Castro, über US-Präsidentschaftskandidat John F. Kennedy in einer Rede vor den Vereinten Nationen am 26. September 1960: "Wäre Kennedy kein analphabetischer, ignoranter Millionär, würde er verstehen, dass es nicht möglich ist, eine Revolution gegen die Bauern in den Bergen zu führen, gestützt von den Landbesitzern. (...) Es scheint, dass er irgendwo eine Geschichte über die Guerilla gelesen hat oder in einer Serie aus Hollywood oder einem Film gesehen hat, und nun glaubt er, dass es möglich sei, heute einen Guerillakrieg in Kuba zu führen."

John F. Kennedy im Oktober 1960, damals noch Senator von Massachusetts, stuft Castro im Gegenzug als gefährlich ein: "Castro ist nicht irgendein weiterer lateinamerikanischer Diktator - ein unbedeutender Tyrann, der sich nur auf persönliche Macht und Gewinn stützt. Seine Ziele erstrecken sich über seine eigenen Ufer hinaus."
Auch knapp zwanzig Jahre später ist die Situation unverändert. Fidel Castro in einer Rede am 26. Juli 1978: "Von welchem moralischen Standpunkt aus können die Regierenden einer Nation, in der Millionäre und Bettler zusammen leben, Schwarze diskriminiert werden, Frauen Prostituierte sind und große Teile der Mexikaner, Puerto-Ricaner und Lateinamerikaner verachtet, ausgenutzt und gedemütigt werden, von Menschenrechten sprechen?"
US-PräsidentRonald Reaganim Mai 1983: "Lassen Sie sich nicht in die Irre führen: Was in Kuba passiert, ist nicht ein Versagen des kubanischen Volkes; es ist ein Versagen von Fidel Castro und des Kommunismus."

Fidel Castro hat sich bereits im Jänner 2001 sein Bild vom damals frisch gekürten US-Präsidenten George W. Bush gemacht: "Jemand Sonderbares (...) hat die Führung des großen Imperiums in unserer Nachbarschaft übernommen. Der Herr, der dort angekommen ist, ist hoffentlich nicht so dumm, wie er scheint, und nicht so mafiös wie seine Vorgänger."

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Der Konter des "Herrn Sonderbar"George W. Bushbleibt nicht aus. Im Mai 2002 sagt er bei einer Rede in Miami vor Exil-Kubanern: Castro ist ein "Tyrann, der mit brutalen Methoden eine wertlose Ideologie durchsetzen will".

Neue Zeiten im Anflug

Barack Obama ist nun der erste amtierende US-Präsident seit Calvin Coolidge 1928, der Kuba einen Staatsbesuch abstattet. Das kubanische Staatsfernsehen wird am Dienstag live eine Rede übertragen, die der US-Präsident während eines Besuchs in Havanna hält. Mit der Ankunft der "Air Force One" am Flughafen von Havanna am 21. März 2016 (Bild) wird die ein halbes Jahrhundert lang praktizierte Kampf-Rhetorik wohl ein offizielles Ende nehmen.

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Anmerkung: Die angeführten Zitate stützen sich u.a auf eine Sammlung von Spiegel Online.