Bloß Ohrfeige oder K.O. für Francois Hollande?
Von Danny Leder
Wird aus der Ohrfeige, die Frankreichs Linksregierung und SP-Staatschef Francois Hollande im ersten Durchgang der landesweiten Gemeindewahlen am vergangen Sonntag wegstecken mussten, im zweiten Durchgang, nächsten Sonntag, ein K.O.-Schlag? Einiges deutet daraufhin, auch wenn eine Schadensbegrenzung für die rotgrüne Koalition nicht ausgeschlossen ist.
Prozentuell ergeben die Resultate des ersten Wahlgangs ein klares Bild: das bürgerliche Bündnis (die konservative UMP und die liberale UDI) kam insgesamt auf 48 Prozent, die Linksparteien auf 43 Prozent. Nachdem bei den vorhergehenden Gemeindewahlen 2008 (unter einer konservativen Staatsführung) die damals oppositionelle Linke einen deutlichen Überhang an Gemeinden erobert hatte, schlug nun das Pendel mit voller Wucht wieder in die andere Richtung aus: eine Mehrheit der Kommunen, darunter uralte Bastionen der Linken, dürften nächsten Sonntag bürgerliche Verwaltung bekommen.
Kopf an Kopf in Paris
Ansonsten konzentrieren sich Hoffnungen der Linken auf zwei Faktoren: erstens die Mobilisierung eines Teil der Wähler, die sich im ersten Durchgang enthielten – mit fast 39 Prozent wurde ein historischer Enthaltungs-Rekord erreicht, wobei vor allem Linkswähler den Urnen fern blieben. Aber diese Hoffnung der SP kann sich als Trugschluss erweisen, weil zuletzt die Mobilisierung von ursprünglich abstinenten Wählern in volkstümlichen Vierteln der rechtspopulistischen Partei „Front national“ (FN) von Marine Le Pen Zulauf brachte.
Vormarsch von Marine Le Pen
Dabei ist paradoxerweise der beachtliche Durchbruch der FN der zweite Faktor, der einige linke Bürgermeister retten könnte. Die Rechtspartei erlangte bereits im ersten Durchgang in ihrer nordfranzösischen Hochburg Henin, einem sozial schwer geprüften vormaligen Kohlerevier, einen Bürgermeistersitz – auf Kosten der SP. Nächsten Sonntag könnte sie drei bis vier weitere, mittlere Städte erobern, die bisher von bürgerlichen Politikern geleitet wurden. Damit wäre die Rechtspartei wieder dort angelangt, wo sie sich bereits 1995 befunden hatte, als sie vier mittelgroße Gemeinden errang – um sie anschließend, im Zuge von diversen Affären, wieder zu verlieren.
Aber darüber hinaus wird die FN in über 300 Gemeinden, in denen sie die zehn-Prozent Marke übersprang, auch im zweiten Wahlgang kandidieren. Das bedeutet in etlichen Fällen eine Aufsplitterung der Oppositionswähler zwischen FN und UMP, wobei die Linke die für den Bürgermeistersitz erforderliche – relative – Stimmenmehrheit erlangen könnte.