Neun Italiener bei IS-Angriff in Bangladesch getötet
Islamisten haben ein Restaurant in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka überfallen und 20 Ausländer getötet. Die Schwerbewaffneten stürmten mit "Allahu Akbar"-Rufen in das Restaurant im Diplomatenviertel und nahmen Gäste und Mitarbeiter am Freitagabend als Geiseln. 12 Stunden später stürmte ein Sondereinsatzkommando mit mehr als 100 Mann das Gebäude und tötete in einem Schusswechsel sechs der Angreifer.
Ein weiterer Attentäter konnte nach Angaben von Ministerpräsidentin Scheich Hasina lebend gefasst werden. Zudem seien bei der Befreiungsaktion 13 Geiseln gerettet worden, darunter ein Japaner und zwei Staatsbürger aus Sri Lanka. Zu dem Überfall bekannte sich die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" (IS).
Vor allem Italiener unter Opfern
Hasina machte keine Angaben zur Nationalität der getöteten Ausländer. Aus dem italienischen Außenministerium verlautete, es seien neun Italiener darunter, fünf Frauen und vier Männer. Italiens Premier Matteo Renzi verurteilte die Geiselnahme. Ein Regierungssprecher in Tokio sagte, dass sieben Japaner getötet worden sind, einer wurde verletzt. Hinweise auf österreichische Opfer gab es am Samstag vorerst keine. Das teilte ein Sprecher des Außenministeriums mit.
Schusswechsel und Sprengsätze
Die meisten Geiseln seien kaltblütig getötet worden, als sich acht oder neun Schützen Zugang zum Restaurant verschafften, sagte Brigadegeneral Naim Asraf Chowdhury. Die Attentäter lieferten sich Polizeiangaben zufolge immer wieder Schusswechsel mit Sicherheitskräften vor dem Gebäude und bewarfen sie mit Sprengsätzen. Dabei seien zwei Polizisten umgekommen. Verhandlungsversuche mit den Geiselnehmern blieben Behördenangaben zufolge ohne Erfolg.
Immer wieder Angriffe auf religiöse Minderheiten
So erschütternd der Vorfall ist: Überraschend kommt er nicht. Das südasiatische Land ist schon länger ein Brennpunkt religiös motivierter Gewalt. Zuletzt gab es vermehrt Anschläge von Islamisten in Bangladesch, allerdings keinen, bei dem so viele Ausländer ins Visier gerieten und getötet wurden. Ziel der Übergriffe in dem mehrheitlich muslimischen Land waren unter anderem Atheisten und religiöse Minderheiten. Zu den Angriffen bekannten sich die IS-Miliz wie auch die Al-Kaida.
Die Regierung verneint hingegen eine Beteiligung ausländischer Islamisten-Organisationen und macht die einheimische Gruppen Ansar-al-Islam und Jamaat-ul-Mujahideen für die Anschläge verantwortlich, die mit Al-Kaida oder dem IS verbündet sind.
Papst verurteilt Blutbad
Als "sinnlose Gewalt gegen unschuldige Opfer" bezeichnete der Papst Franziskus das Blutbad in einem Schreiben, das der vatikanische Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin entsendete. Der Papst kondoliere den Familien der Todesopfer, betonte Parolin. Er verurteile die barbarische Aktion, die eine Attacke gegen die Menschheit darstelle. Der Papst bete für die Verletzten und deren Familien, hieß es.
Italiens Fußball-Nationalmannschaft wird im EM-Viertelfinale gegen Deutschland am Samstagabend in Bordeaux mit Trauerflor spielen. "Die Stunden vor dem wichtigen Spiel sind von der tragischen Nachricht vom Tod italienischer Bürger überschattet worden", erklärte der Fußball-Verband. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) habe das Tragen eines Trauerflors gestattet, damit die Spieler "im Moment dieser großen Trauer" ihre Anteilnahme zeigen könnten.
Bangladesch
160 Millionen Menschen leben in Bangladesch, 90 Prozent von ihnen sind Muslime. Der Islam ist Staatsreligion, doch anderen Religionen werden nach dem Prinzip des Säkularismus dieselben Rechte eingeräumt.