Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza weiter unter massivem Beschuss
Im Krieg gegen die radikalislamische Hamas sieht sich Israel zunehmend Forderungen nach einem Schutz der Zivilisten im Gazastreifen ausgesetzt, während in dem Palästinensergebiet die Kämpfe rund um Krankenhäuser zunehmen. Das Al-Shifa-Krankenhaus in der Stadt Gaza sei in der Nacht auf Samstag unter heftigen Artilleriebeschuss geraten und stundenlang ohne Strom gewesen, sagte dessen Direktor Mohammad Abu Salmija. Auch weitere Krankenhäuser seien betroffen gewesen.
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"Wir erhielten Anrufe über Dutzende von Toten und Hunderte von Verwundeten bei Luft- und Artillerieangriffen, aber unsere Krankenwagen konnten wegen des Beschusses nicht ausrücken", sagte Krankenhausdirektor Abu Salmija. Er forderte die internationale Gemeinschaft auf, Druck auf die israelische Regierung auszuüben, "damit sie aufhört, Krankenhäuser und Krankenwagen ins Visier zu nehmen". Das Al-Shifa-Krankenhaus ist das größte und wichtigste Krankenhaus im Gazastreifen.
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Beschuss der Intensivstation
Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen wurden bei dem nächtlichen Beschuss der Intensivstation des Al-Shifa-Krankenhauses ein Mensch getötet und mehrere Menschen verletzt. Bereits am Freitag hatte die Hamas 13 Tote beim Beschuss der Klinik gemeldet.
Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" erklärte am Samstagmorgen im Onlinedienst X, ehemals Twitter, dass "in den vergangenen Stunden die Angriffe auf das Al-Shifa-Krankenhaus dramatisch zugenommen haben". Sie sprach von einer "katastrophalen" Situation in der Einrichtung.
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Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die Hälfte der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen nicht mehr funktionstüchtig. "Das Gesundheitssystem ist am Boden - und dennoch wird weiterhin lebensrettende Versorgung geleistet", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Hamas soll Krankenhäuser als Verstecke nutzen
Israel wirft der Hamas immer wieder vor, Krankenhäuser als Verstecke und Kommandozentralen zu nutzen und Zivilisten als "Schutzschilde" zu missbrauchen, was die militante Palästinenserorganisation bestreitet.
Mit ihren massiven Angriffen im dicht besiedelten Gazastreifen reagiert die israelische Armee auf den beispiellos brutalen Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel. Hunderte Islamisten waren am 7. Oktober nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Kinder. Laut aktualisierten israelischen Angaben wurden 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
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Israel hatte der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas daraufhin den Krieg erklärt und Ziele der Palästinenserorganisation im Gazastreifen ins Visier genommen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei seither mehr als 11.000 Menschen getötet, darunter 4.500 Kinder.
Macron fordert Israel auf, Bombardierungen zu stoppen
Angesichts der katastrophalen Lage im Gazastreifen forderte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Israel auf, die Bombardierungen zu stoppen. In einem Interview mit der britischen BBC betonte er Israels Recht auf Selbstverteidigung, fügte aber hinzu: "De facto werden heute Zivilisten bombardiert. Babys, Frauen, Alte werden bombardiert und getötet." Dafür gebe es keine Rechtfertigung. "Wir fordern Israel daher nachdrücklich auf, damit aufzuhören", sagte Macron.
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Israels Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte als Reaktion auf Macrons Äußerungen, dass die radikalislamische Hamas und nicht Israel für den Tod der Zivilisten verantwortlich sei. Am Freitag hatte bereits Israels enger Verbündeter USA Sorge über die große Zahl von Toten im Gazastreifen geäußert. US-Außenminister Antony Blinken sagte, dass "viel zu viele Palästinenser" getötet worden seien.