Politik

Assange: "Memoiren sind Prostitution"

Wieder Wirbel um Julian Assange: Am Donnerstag erschien die Autobiografie des WikiLeaks-Gründers - gegen seinen Willen. In dem Buch "Julian Assange: The Unauthorised Autobiography" äußert sich der 40-Jährige erstmals genau zu den Vorfällen mit zwei Frauen in Schweden, die zu seiner Festnahme wegen Vergewaltigung führten.

Der schottische Verlag Canongate, der das 244-Seiten-Buch herausbrachte, stellt den Streit um die Autobiografie so dar: Assange habe sich Sorgen um die Veröffentlichung gemacht, nachdem er einem Ghostwriter seine Geschichte erzählt hatte. "Alle Memoiren sind Prostitution", soll der Australier gesagt haben.

Zu privat

Der britische Independent berichtet, Assange habe die Veröffentlichung verhindern wollen, weil das Buch letztendlich zu viele private Details enthielt und nicht zu einem politischen Manifest wurde, wie er sich erhofft hatte. Assange wirft dem Verlag vor, den Vertrag gebrochen zu haben. Bei Canongate hieß es, man habe sich entschlossen, das Buch herauszubringen, weil Assange die Vorauszahlung von umgerechnet 570.000 Euro bereits ausgegeben hatte, um Rechnungen aus seinem Gerichtsprozess zu zahlen.

Julian Assange steht seit Dezember 2010 in Großbritannien unter Hausarrest; er wartet auf eine Entscheidung im Auslieferungsverfahren nach Schweden. Dort werden ihm Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von zwei Frauen vorgeworfen.

In der Autobiografie erklärt Assange, der Sex sei einvernehmlich gewesen: Erst habe er mit einer Frau, die in dem Buch A genannt wird, ein Verhältnis begonnen. "Ich übernachtete in ihrer Wohnung, und sie sagte, es gebe nur ein Bett und ob ich mit ihr schlafen würde." Und: "Wenn ich ehrlich bin, würde ich sagen, A war ein wenig neurotisch. Aber unsere gemeinsame Nacht war nicht weiter bemerkenswert. Wir hatten mehrmals Sex, am nächsten Tag schien alles zwischen uns in Ordnung zu sein."

Später habe er ein Verhältnis mit einer anderen Frau, W, begonnen, die er auf einer Party in Stockholm kennengelernt hatte: "Mein Verhalten klingt kaltblütig, und das war es zweifellos, was ein Fehler meinerseits ist, aber kein Verbrechen", so Assange. Mit W habe er eine Nacht verbracht; nach dem Frühstück habe sie ihn zum Bahnhof gebracht, sein Ticket bezahlt, ihn zum Abschied geküsst - und ihm gesagt, er solle sie vom Zug aus anrufen. "Das habe ich nicht getan. Es hat sich als der teuerste Anruf erwiesen, den ich nicht getätigt habe", heißt es in dem Buch.

Zu wenig aufmerksam

"Ich habe diesen Frauen nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt, und ich war kein verlässlicher Freund, ja nicht einmal ein höflicher Sexualpartner - und das wirkte sich dann aus. Außer, natürlich, die ganze Sache war von Anfang an abgekartet", schreibt Assange. Er sei aus allen Wolken gefallen, als eine der Frauen ihn zu einem Aidstest aufforderte, und habe nicht darauf reagiert. Danach sei auch schon der Haftbefehl gekommen - und seine Welt sei zusammengebrochen.

Julian Assange glaubt, dass es sich um ein "schreckliches Missverständnis" oder um eine Falle handelt. Einer seiner Geheimdienst-Kontakte habe ihn gewarnt, dass die USA mit "illegalen" Mitteln ein Komplott gegen ihn schmiedeten.