Fenchel - der letzte Schrei in der Küche
Von Nicole Ott
Wie sehr ich diese frühsommerlichen Morgen genieße, wenn unser Markt noch im Schatten liegt und die laue Sommerluft einen herrlichen Badetag verheißt. Zu dieser Zeit, wenn die Nächte kurz und die Tage mit vielen Sonnenstunden so schön lang sind, biegen sich die Tische am Marktstand mit all dem reifen Obst und Gemüse. Mein Blick fällt auf frische, zarte Fenchelknollen.
„Fenchel bekommen wir das ganze Jahr über, zu dieser Zeit aber ist er besonders jung und knackig, einfach herrlich!“, meint mein Standler. „Ich schneide ihn zusammen mit Karotten und Paprika in Stücke und dann serviere ich das Gemüse mit ein wenig Olivenöl und Salz zum Eintunken“, sagt eine junge Mutter, die mit ihrem kleinen Bub ihren Einkauf erledigt. „Jippsieh“ sagt da ihr Sohn, „Und ein Schachterl Erdbeeren möchte ich bitte auch.“
Der Fenchel kommt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, wo er auch heute noch verwildert anzutreffen ist. Jeder Sizilienurlauber kennt das herrliche Wildgemüse in „Pasta con le Sarde“, dem berühmten Inselgericht. Bei uns wurde das Gemüse schon im Mittelalter in den Klostergärten angebaut, die weisen Mönche wussten um die Heilkraft der Fenchelsamen. Sie wirken beruhigend auf Magen und Darm.
Jedes Baby kennt den Geschmack, ist doch Fencheltee oft das erste Getränk neben der Muttermilch. In Indien ist es üblich, ein Löfferl Fenchelsamen nach dem Essen als Munderfrischer zu kauen und wir streuen seit einiger Zeit die seltenen Fenchelpollen als Geheimzutat über das fertige Essen. „Gewürz der Engel“ oder „Feenstaub in Gewürzform“ werden die gelben Pollen poetisch genannt und sind in den kleinen Döschen allerliebst anzuschauen.
So entpuppt sich die helle Knolle als wahres Multitalent und auch wenn er so unschuldig scheint, ruft der Fenchel bei meinen Freundinnen doch heftige Emotionen hervor: Er wird geliebt oder gehasst. „Zu lakritzig“, rümpft eine Freundin die Nase, die andere meint: „Ich liebe Fenchel – roh, gebacken, geschmort, einfach herrlich!“.
Mit Zucker massierenSo lasse ich mir ein sommerliches Rezept einfallen; ich hoble den Fenchel, massiere ihn mit Zucker, Salz und Limette, um ihm die anisartigen Töne auszutreiben und lasse ihn marinieren. Dann schneide ich eine reife Wassermelone auf – Sommerwonne durchströmt mich bei ihrem Duft nach Meer und Strand. Burrata liefert die Cremigkeit, ein bisschen Knusper wäre schön. Daniel wird um Rat gefragt, „Aber nicht zu aufwendig!“, ermahne ich ihn. So streiche ich ein Strudelblatt mit Olivenöl ein, Fenchelsamen und grober Pfeffer geben Würze und Heilkraft, das kann nie schaden. Am Schluss bin ich selber begeistert und auch die Fenchelskeptikerin, die zum Abendessen eingeladen ist, gibt sich bekehrt und ab jetzt fenchelsüchtig. Zarter Fenchel und ein Gläschen Rosé – mehr braucht es nicht zum Sommerglück!
Das freizeit-Rezept für Juli
Burrata mit Fenchel und Wassermelone
Zutaten:
2 junge Fenchelknollen, auf der Mandoline gehobelt oder von Hand in hauchdünne Scheiben geschnitten, das Grün heruntergezupft
Fein abgeriebene Schale und Saft
von 1 Biolimette
1 TL Zucker
1 TL Salz
3 EL Olivenöl
1 Blatt Strudelteig
1/2 TL Fenchelsamen
1/2 TL grober Pfeffer
1 Burrata
8 Scheiben Wassermelone
Olivenöl
Frischer Thymian zum Bestreuen
1 Den Fenchel mit dem Limettensaft und -schale, dem Zucker und dem Salz von Hand kräftig kneten, um ihn mürbe zu machen. Mindestens 10 Minuten ziehen lassen, dann das Fenchelgrün und das Olivenöl unterheben.
2 Das Backrohr auf 180° Ober/Unterhitze vorheizen. Das Strudelblatt mit 3 EL Olivenöl bestreichen und mit dem Fenchel und dem Pfeffer bestreuen. In ungefähr 5-6 Minuten goldbraun backen.
3 Den Strudelteig in beliebige Stücke brechen und auf einen Teller legen, dabei die Mitte freilassen. Dann den Fenchel, die Burrata und die Wassermelone dekorativ anrichten, mit Pfeffer und frischem Thymian bestreuen und mit Olivenöl beträufeln.