Metall ist auch biegsam: Flexibler KV ist Gebot der Stunde
Von Anita Staudacher
Chapeau! Nach wochenlangem Streit samt wohl unvermeidlicher Rituale des Arbeitskampfes gibt es in der Metallindustrie eine Einigung, die positiv überrascht. Hieß es in der Vergangenheit immer, es zählt am Ende doch nur die Zahl vor dem Komma, so gilt diese Binsenweisheit seit heute nicht mehr.
Die - verjüngten - Verhandlungsteams auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite haben gezeigt, dass Metall auch biegsam ist. Alte Zöpfe wie die schier unverrückbare "Benya-Formel" wurden zurechtgeschliffen und neue Lösungen eingebracht: Eine faire soziale Staffelung, ein erstmaliger zweijähriger Abschluss und die Möglichkeit für Betriebe mit besonders hohen Personalkosten und Wettbewerbsdruck, die Lohnerhöhung kurzerhand in mehr Freizeit umzuwandeln.
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Diese Innovation der Wettbewerbssicherungs-Klausel könnte freilich erneut für Streit sorgen, wenn sie Rahmenbedingungen dafür nicht exakt definiert werden. Hier muss wohl noch nachgeschärft werden.
Grundsätzlich haben die Herbstlohnrunden bisher gezeigt, dass trotz aller Differenzen die Sozialpartnerschaft nicht nur funktioniert, sondern auch in der neuen Arbeitswelt angekommen ist. Flexibilität und Kreativität sind das Gebot der Stunde, alte Schablonen haben ausgedient.
Interessant ist, dass die klassischen Frauenbranchen wie die Sozialwirtschaft hier schon ein Stück weiter vorangekommen sind, vor allem bei der Arbeitszeitfrage. Die bisherigen Abschlüsse lassen hoffen, dass auch im Handel schon kommende Woche wieder Adventfriede einkehrt.