Wenn einem ein Arzt etwas Exotisches anbietet
Von Marco Weise
„Ich empfehle Ihnen Astra mit einem Schuss Zeneca?“, sagt der Arzt mit ironischem Unterton. Ob er dabei auch blöd grinst, kann ich nicht beurteilen, da sein halbes Gesicht von einer FFP2-Maske verdeckt wird. Sein plexiglasklarer Blick kommt mir trotzdem bekannt vor. Aber woher? Es fällt mir schon noch ein, denke ich mir und frage: „Was haben Sie noch?“
„Wie wäre es mit Biontech, sommerlich aufgespritzt mit Pfizer? Oder darf es etwas Exotisches sein, Sinopharm vielleicht? Der Chinese ist aber nur etwas für die Härtesten unter der Sonne“, kommentiert der Arzt und zeichnet dabei Gänsefüßchen in die Luft. „Wenn das so ist, dann nehme ich ...“ Piep! Piep! Piep! Verdammt, der Wecker. Es war also alles nur ein Traum? Nein, nicht so knapp vor der Impfung ...
Ich denke nach, woher ich dieses Gesicht, also den Arzt kenne. War das Herbert Kickl? Ich google „Herbert Kickl mit Maske“. Kein Treffer. Wie und (vor allem) warum macht er das? Warum verabscheut der FPÖ-Politiker das bisschen Stoff im Gesicht? Erinnert ihn das vielleicht zu stark an einen Schleier, eine Burka, an seine eigene Erfindung „Daham statt Islam“? Sind die Masken gar die neuen Ausländer? Oder sind ihm die gängigen FFP2-Masken einfach nur zu groß?
„Herbert, nimm einfach eine Kindermaske“, möchte man dem maskenlosen Anti-Corona-Demonstranten, dem deshalb nun rechtliche Probleme drohen, frei nach der Werbung für ein verdauungsförderndes Safterl zurufen.
Aber die Gründe sind banaler: Kickl verweigert das Maskentragen im Parlament, weil er es kann und man ihn lässt. Und das ist wohl das Ärgerlichste an der ganzen Oben-ohne-Geschichte. Nein, stimmt nicht ganz, denn was hat Kickl eigentlich in meinen Träumen (und noch dazu als Arzt) verloren?
Ich brauche dringend einen Traumdeuter. Und eine Psychiaterin.