Meinung/Mein Tag

Von der Zehe der Nation, zum Kreuzband der Nation

Wir waren Zehe der Nation. Nun sind wir Kreuzband der Nation .

Wenn Sie nur mehr Bahnhof verstehen, obwohl sich hier alles um die Alm drehen sollte: Es geht um Fußball. Und Expertenwissen auf über 1.000 Meter Seehöhe.

Fußballer David Alaba hat sich vergangenen Sonntag das vordere Kreuzband gerissen. Seitdem zittert das Land um den Antritt des Kickers bei der Europameisterschaft.

So ein gerissenes Kreuzband vor einem sportlichen Großereignis ruft hierzulande nun einmal automatisch Erinnerungen an Zehen wach.

Die Rede ist von Rekordnationalspieler Andreas Herzog, der bei der Weltmeisterschaft 1998, zu der er das Team geschossen hatte, verletzungsbedingt (die Zehe!) nicht in Form kam.

Was dies nun alles mit der Alm zu tun hat? Kreuzbänder reißen um diese Jahreszeit erfahrungsgemäß auf den Bergen. Oder zumindest dort, wo man Ski fährt.

Was dazu führt, dass im Bergdorf sehr viele Kreuzband-Experten leben. Die bereits vor der schmerzlichen Verletzung Alabas alle auch nebenberufliche Teamchefs waren.

Wer sich nun also fragt, ob Alaba nicht doch bei der EM in einem halben Jahr antreten kann, der erhält je nach befragtem Bergdorf-Kreuzbandauskenner-Teamchef unterschiedliche Tipps.

„Locker, der hat ja die besten Chirurgen. Und tut sonst den ganzen Tag nix“, befand ein Knie-&-Kick-Auskenner.

Dass so ein Kreuzband jetzt vielleicht nicht automatisch weiß, dass es in einem Spitzensportler wohnt, sei dahingestellt.

Und vielleicht interessiert mich das Alaba’sche Kreuzband auch nur so, weil ich selbst Kreuzband hatte. Nicht beim Kicken, sondern Bergdorfstyle beim Skifahren.

Gestern war ich übrigens auf Skitour. Zwei Jahre nach der Verletzung.