Mein erster Espresso mit Kriemhild
Von Marco Weise
Das Leben kehrt in normale Bahnen zurück, was wiederum einige dezent aus der Bahn wirft – ähnlich wie an den ersten schönen Tagen im Jahr. Sie wissen schon, Frühlingsgefühle und so. Dass die Hormone nach dem ganzen Eingesperrtsein wieder steil gehen, ist aber auch kein Wunder. Endlich wieder einmal raus aus der Wohnung und rein ins nächste Lokal. Bei mir ist das etwa das Café Kriemhild im 15. Bezirk (Markgraf-Rüdiger-Straße 14), das am Mittwoch nach der Neuübernahme den ersten Tag geöffnet hatte. Das mitten in der Pandemie von den Liebling-Betreibern (Zollergasse 6, 7. Bezirk) übernommene „Kulturkaffee“ war früher ein Nahversorger für Spiegeltrinker, in dem man auch unter der Woche um 3 Uhr in der Früh nicht alleine tschechern musste. Aber es war auch beliebter Grätzl-Treffpunkt und Zufluchtsort für Menschen, denen das Krügerl in Bobohausen mittlerweile zu teuer und hip war.
Und nun der Neustart. Viel hat sich seit dem letzten Besuch im alten Kriemhild (Sommer 2020) nicht verändert. Die grindige Zwischendecke wurde entfernt, die Wandvertäfelung und Schank dürfen weiterhin Patina ausstrahlen. Die Atmosphäre ist angenehm, hell, grün (Pflanzen) und gemütlich (Couchen). Noch ein schneller Blick in die Karte: Das große Bier vom Fass kostet € 4,20 (geht gerade noch), das Omelett (aus 2 Bio-Eiern) kann man sich mit einer „Schwammerlpartie“ (Shiitake) upgraden lassen (€ 7,50).
Apropos Partie: Wie könnte ein „Buberlpartie“-Upgrade aussehen? Nein, lassen wir das lieber. Das Brot ist Bio und kommt Bobo-geprüft und leider auch inflationär vom Joseph. Gibt es denn – abgesehen vom Öfferl – keine Alternativen in Wien? Dazu gerne ein anderes mal mehr. Jetzt muss ich aber los – zum Stammwirt, das Schnitzel wartet. Aber ich komme wieder. Wir werden gute Freunde werden – Kriemhild und ich.