Hören Sie auf, Punkte zu zählen
Von Anja Kröll
Weil Fasching ist, verrate ich Ihnen heute ein Geheimnis. Als Kind war ich um diese Zeit immer ein Marienkäfer. Außer ich war Nscho-tschi, die Schwester von Winnetou, dann war ich kein Marienkäfer.
Und hier hört der Faschingsspaß auch schon wieder auf. Denn was nun kommt, ist bitterer Ernst. Am Sonntag hab ich nämlich in einem beiläufigen Satz über Marienkäfer Folgendes geschrieben: „7 Punkte hat der heimische Marienkäfer. Er wird bedroht vom asiatischen. Bei diesem variieren Farbe und Punktzahl.“
Mehr hat es nicht gebraucht. Oder eher weniger. Weil das mit sieben Punkten ist so eine Sache. Da kann das Faschingskinderkostüm mit seinen 20 Marienkäfer-Punkten brausen gehen. Wie es Leser M. sehr liebevoll formulierte, war mir eine „zoologische Ungenauigkeit“ unterlaufen. Die ich hiermit aufklären möchte. Zum Wohle der Marienkäfer des Landes.
Weltweit gibt es laut Leser M. etwa 6.000 Marienkäferarten, von denen rund 70 auch in Österreich heimisch sind. Unter ihnen ist der Siebenpunkt-Marienkäfer der häufigste, aber auch der Zweipunkt, der Fünfpunkt und zahlreiche Vielpunkt-Marienkäfer mit bis zu 24 Punkten zählen zu den alteingesessenen Vertretern dieser beliebten Käferfamilie in Österreich. Dazu variiert ihre Farbgebung stark.
Warum ich ihnen das weitergebe? Sollten Sie sich durch meinen verkürzten Nebensatz zur Rettung des einheimischen Siebenpunkt-Marienkäfers berufen fühlen und alles aus dem Weg räumen, was eine andere Punktezahl hat, wäre dies verheerend.
Also hören Sie auf Leser M. und seien sie kein Punktereiter.
Die Frau im Marienkäferkostüm hatte unrecht. Lang lebe der heimische Käfer!