Meinung/Mein Tag

Für diejenigen, an die keiner denkt

Das Klischee vom Muttertag, an dem die Mama wenigstens ein Mal entlastet und verwöhnt wird, ist heute hoffentlich überholt. Kinder und Partner helfen im Idealfall nicht nur zu diesem einen Anlass mit, sondern übernehmen das ganze Jahr über Aufgaben – ungefragt.

Während wir gestern unsere Mütter gefeiert haben, werden bestimmte Frauen meistens vergessen: Jene, die sich nichts sehnlicher gewünscht haben, als Mutter zu sein, aber nie die Möglichkeit dazu bekommen haben. Jene, die keine Mutter (mehr) haben, die sie feiern können. Oder auch jene, die Mutter waren, aber ihr Kind zu Grabe tragen mussten.

Dabei soll die Idee des Muttertags überhaupt erst dem Verlust einer Mutter entsprungen sein: Der Muttertag, wie wir ihn heute feiern und vor allem jener, der am zweiten Sonntag im Mai gefeiert wird (der Tag wird von Land zu Land unterschiedlich angesetzt), soll auf Anna Marie Jarvis aus Virgina, USA, zurückgehen, die an den Tod ihrer Mutter erinnern wollte, indem sie anderen Müttern weiße Nelken schenkte. Sie setzte sich so lange für einen nationalen Feiertag ein, bis er vor 99 Jahren offiziell eingeführt wurde.

Im vergangenen Jahrhundert hat der Muttertag nicht nur den Blumenhandel florieren lassen, sondern war immer öfter Anlass, um die Mutterrolle zu reflektieren, sie zu hinterfragen und vor allem, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Vieles davon und nicht zuletzt die Rolle der Mutter hat sich seither stark gewandelt.

Was unverändert ist, ist aber der Schmerz, den jene fühlen, die am Muttertag meist nicht gesehen werden. Deshalb habe ich gestern besonders an euch gedacht, liebe S., die sich so sehr Kinder gewünscht hätte. Liebe K. und A., die den Muttertag zum ersten Mal ohne Mama begehen mussten. Und ich habe an die Kinder gedacht, die ich begraben musste, bevor ich sie in den Arm nehmen konnte.

laila.docekal@kurier.at