Meinung/Mein Tag

Ein unvergesslicher Abend

Es ist schon einige Jahre her, da war ich bei einem Branchenfest in einer Bar, wo ich sonst gerne mit Freunden unterwegs war. Ich stand gerade tratschend mit ein paar Kollegen bei meinem ersten Gläschen Wein, da konnte ich plötzlich nicht mehr dem Gespräch folgen. Alles fühlte sich so dumpf an. Hatte ich etwas Falsches gegessen? Vertrug ich den Wein nicht? Ich konnte hier ja jetzt nicht auf einmal zusammenbrechen!

Mit letzter Kraft schleppte ich mich zu einem Sessel, der verloren an der Wand stand. Ich sackte hinein und hielt krampfhaft die Augen offen, während sich vor mir alles drehte. Was war nur los? Vielleicht haben mich Menschen gefragt, ob alles okay ist. Vielleicht habe ich freundlich genickt oder geantwortet, dass mein Kreislauf nur kurz spinnt.

Es vergingen Minuten. Stunden. Ich hatte das Gefühl für Zeit und Raum verloren.

Irgendwann tauchte eine Bekannte vor meinen Augen auf. Du siehst so blass aus, ich bringe dir Wasser. Ich klammerte mich an dieses Glas, als wäre es ein Geländer, an dem ich mich aus diesem Treibsand ziehen kann. Sie sah nach mir, immer wieder.

Hielt meine Hand. Irgendwann zog sie mich hoch, trug mich mit Hilfe Richtung WC, wo sie mir das Gesicht wusch. Irgendwann brachte sie mich nach Hause.

Lange habe ich diesen Vorfall als körperlichen Aussetzer abgetan. Heute weiß ich, mir wurden wohl K.o.-Tropfen oder Drogen ins Getränk gemischt. Hätte ich es verhindern können? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Fakt ist, ich hatte verdammt viel Glück.

Eine Freundin hatte nach so einem Erlebnis weniger Glück. Sie wachte alleine in ihrem Bett auf, aber spürte, jemand war da gewesen. Stundenlang suchte sie nach Beweisen und dachte schon, sie wäre verrückt. Tage später hing ein Zettel an ihrer Tür: Danke für die schöne Nacht.

laila.docekal@kurier.at

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