Mit einem Teil aus der Modehölle sind wir sichtbar
Schwarz ist schick, immer modern, manchmal ein Statement und oft lebensgefährlich. Wer dieser Tage vor 7 oder nach 17 Uhr draußen zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, ist unsichtbar. Das betrifft auch Kinder.
Mit den vorgeschriebenen 30 km/h schlurfe ich durch die Siedlung. Beim Abbiegen bremse ich weiter runter – und plötzlich steht sie da. Ich verreiße das Lenkrad, gefühlt passt ein hauchdünnes Blatt zwischen die alte Dame und meine Motorhaube. In der Einfahrt zittern meine Hände, das Adrenalin fährt Achterbahn. Dieses Mal war es knapp, sauknapp. Beinahe hätte ich einen Menschen angefahren, ein absoluter Albtraum. Die Dunkelheit, die im Winter schon so bald hereinbricht, verschluckt alles. Auch jene, die nicht mit entsprechend reflektierender Kleidung und Zubehör ausgestattet sind.
Hässlich, lächerlich und überlebenswichtig
Natürlich ist eine Warnweste ein Teil aus der Modehölle. Niemand sieht gut darin aus. Sie ist lächerlich, hässlich und die Farbe ist sowieso eine Gemeinheit. Aber wie wurscht kann einem das sein, wenn es das Überleben sichert? Bei diesem Thema ist wirklich kein Platz für Eitelkeiten.
Besonders spannend finde ich ja jene Hundebesitzerinnen und -besitzer, die den Wauzzi behängen wie einen illuminierten Christbaum – das Halsband, die Leine, alles leuchtet – und selbst unsichtbar sind. Ist doch ein blöder Ausgang der Gassirunde, wenn Hund und Leine alleine zurückkehren, weil der Mensch dazu unters Auto gekommen ist.
Bekleben Sie sich mit Stickern, kletten Sie sich reflektierende Armbänder um, ziehen Sie Warnwesten und helle Kleidung an, von mir aus kaufen Sie sich eine zweite blinkende Hundeleine für den Eigenbedarf – aber bitte werden Sie sichtbar!