Sprechblase 5.0
Von Anita Staudacher
Der Begriff ist viel zu positiv besetzt. Über Risiken und Nebenwirkungen wird geschwiegen.
über Industrie 4.0
Die Vernetzung aller Maschinen – "Industrie 4.0" genannt – soll also Österreich wieder nach vorne bringen. In Zeiten von Stagnation und allgemeiner Orientierungslosigkeit macht sich ein neuer Begriff immer gut. Klingt er doch ebenso modern wie unkonkret. Gerade richtig für Politikersprechblasen; "Dot-Com"- und "Web 2.0"-Ära lassen grüßen. Der Hurra-Optimismus der Politik ist unangebracht, stattdessen eine differenziertere Betrachtung nötig.
Eine Fertigung, die sich selbstständig steuert und erneuert, birgt große Chancen, aber mindestens ebenso große Risiken: Datenschutz, Schutz geistigen Eigentums, Cyberangriffe. So haben etwa Hacker, die sich in die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation einschleusen, Zugang zum gesamten Firmen-Know-how und können ganze Versorgungssysteme (Strom etc.) lahmlegen.
Fraglich ist auch, wo bei Industrie 4.0 die Wertschöpfung liegt, wenn die dafür nötigen Technologien entweder aus den USA (Software) oder Fernost (Telekom-Infrastruktur) stammen und heimische Betriebe als bloße Anwender den Technologieriesen ausgeliefert sind. Ex-SAP-Chef Henning Kagermann warnte unlängst sogar davor, dass ob der technologischen Machtverhältnisse europäische Industriebetriebe zu reinen Zulieferern für große Plattformbetreiber degradiert werden könnten. Google & Co. brauchen endlich eine europäische Antwort.