Salomonisch: Und wo sind die Piratinnen?
Von Martina Salomon
Nur eine von 15 Mandataren der deutschen " Piratenpartei" ist eine Frau. Trotzdem fanden vor allem junge Wähler diese Männertruppe so cool und so authentisch, dass sie mit knapp neun Prozent in den Berliner Landtag einziehen darf. Auch die heimischen (noch) außerparlamentarischen Initiativen sind männlich dominiert: vom Bildungsvolksbegehren über die Wahlrechtsaktivisten bis zu "Verwaltungsreform Jetzt". Nur dort, wo mit Quoten gedroht wird und fehlende Spitzenfrauen als Nachweis von Verzopftheit gelten - also an Unis und in der Politik - wird die Top-Ebene langsam weiblicher. Trotzdem, so wird bejammert, halten old-boys-networks und mangelnde Kinderbetreuungsplätze die Frauen vom Aufstieg ab. Aber sind diese Argumente noch stichhaltig? Immer mehr Frauen bleiben ja kinderlos und sind selbst gut in Netzwerken verankert. Es sind, seien wir ehrlich, auch die Frauen selbst, die weder bei "Piraten" (was wahrscheinlich einfacher wäre) noch beim Establishment ihren Kopf an prominenter Stelle rausstrecken wollen. Dafür lassen sich sympathische Argumente finden: Frauen sind nicht so versessen wie Männer auf Statussymbole, die die Macht mit sich bringt. Sie sind selbstkritischer und kompromissloser, setzen auf andere Werte. Stimmt alles. Aber es gibt auch weniger schmeichelhafte Motive: Man tut sich den rauen Wind nicht an, der an der Spitze weht. Man macht sich klein, weil das zum Weibchenschema besser passt. Und es ist bequemer, einen mächtigen Mann zu heiraten, als sich selbst ohne Wehleidigkeit in den Karrierekampf zu stürzen. Für Mutige gibt es mittlerweile aber jede Menge Unterstützung - von Mentoring bis Aufsichtsrätinnen-Ausbildung. Die Zeit für Opferfeminismus sollte daher endgültig vorbei sein. Umgekehrt aber auch die Zeit für den alten Machismo. Der feiert leider noch immer fröhliche Urständ: Hilfe, wir wollen keine Weiberwirtschaft! (Haben die Männer denn besser gewirtschaftet?) Hilfe, Quoten hieven unfähige Frauen an die Spitze! (Und wer mokiert sich über unfähige Männer?) Hilfe, Frau Fekter hat eine schrille Stimme! (Und des Kanzlers Tonlage ist wohlklingender?) Liebe Frauen, legt euch eine Teflonschicht zu und wagt endlich mehr. Liebe Männer, ertragt starke Frauen. Monogeschlechtliche Konferenzen des Top-Managements, seien sie in Politik oder Wirtschaft, sind doch deutlich langweiliger und unkreativer! Und so schrecklich altmodisch, liebe Piraten!