Grüne Selbstgerechtigkeit
Von Martina Salomon
Die Grünen stehen medial irgendwie unter Artenschutz.
über grüne Selbstgerechtigkeit
Der oberösterreichische Landesrat Rudi Anschober ist aus seiner dreimonatigen Aus-Zeit, verursacht durch ein Burn-out, zurückgekehrt. Der Grüne erhielt dafür Anerkennung: Welcher Politiker oder Manager wagt es schon, offen zuzugeben, dass er zwischen Erschöpfung und Depression schwankt? Ob das Schule macht, darf dennoch bezweifelt werden. Denn was wäre, wenn Josef Cap, Maria Fekter oder gar ein Blauer betroffen wäre? Das gäbe Häme ohne Ende. Die Grünen aber stehen medial irgendwie unter Artenschutz. Dabei agieren sie in Wien mittlerweile so selbstgerecht, als wären sie schon seit Jahrzehnten an der Macht.
So zahlt die Stadt dem „Sonderbeauftragten für Universitäten“ 210.000 Euro pro Jahr. Ein bisserl viel, auch wenn Alexander Van der Bellen einst ein wirklich origineller Bundespolitiker war. Im Kulturbereich treiben es die Grünen (regenbogen-)bunt: Statt zu hinterfragen, ob sich die Stadt ein rotes Donauinsel- und ein schwarzes Stadtfest leisten soll, wurde nun mit der „Wienwoche“ auch eine Spielwiese für links-grüne Vereine geschaffen. Kostet eh nur eine schlappe halbe Million Euro Steuergeld.
Vor lauter political correctness verhalf die Landespartei außerdem einer durchgeknallten Band zu ungeahnter Öffentlichkeit und Märtyrer-Status, indem sie deren Weihnachts-Auftritt verhinderte. Kunsthallen-Direktor Gerald Matt brachte man zu Fall – mit sündteuren Folgen. Weil ihm strafrechtlich nichts nachzuweisen war, kriegt er bis 2014 weiterhin zwei Drittel seines Gehalts überwiesen. Und bei der zweifelhaften Aktion vor und in der Votivkirche ist ein Teil der Wiener Grünen zumindest Trittbrettfahrer.
Ernsthaft Kritik ernteten die Wiener Grünen jedoch nur mit ihrer Verkehrspolitik. Auf diesen etwas raueren Wind reagierte die Partei empfindlich. Liebe Grüne, willkommen in der Realität! Eure politische Konkurrenz kriegt viel mehr Fett ab! Dabei liefert sich Eva Glawischnig gerade mit H.C. Strache das Duell um den unauffälligsten Oppositionspolitiker. Aber möglicherweise handelt es sich da nur um Burn-out-Prophylaxe. Die Politik ist ja leider (von innen und außen betrachtet) durchaus depressionsfördernd.