Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Neues Schuljahr, alte Probleme

Das System krankt derzeit an allen Teilen.

Dr. Martina Salomon
über Bildung

Es ist nur ein Detail am Rande einer de facto gescheiterten Bildungspolitik: Obwohl jeder weiß, dass gerade akuter Lehrermangel herrscht, sind doch gleichzeitig 2900 Lehrer beim AMS als arbeitslos gemeldet. Weil man bei befristeten Anstellungen ja nicht hundertprozentig sagen kann, ob es den Job im folgenden Jahr (aufgrund von nicht exakt prognostizierbaren Schülerzahlen) noch an derselben Schule gibt. Und weil sich manche Bundesländer Geld sparen, wenn sie Junglehrer wie Saison-Bauarbeiter behandeln. Das ist absurd, wenn man bedenkt, wie schwer es ist, einen „fest angestellten“ Pädagogen auch nur zu versetzen. Es gibt extreme „Klassenunterschiede“ zwischen Lehrern.

Das System krankt derzeit an allen Teilen: Die Neue Mittelschule ist lediglich eine personell besser ausgestattete Hauptschule geworden, die AHS wird dafür finanziell ausgehungert. Bildungsziele werden aber schon in der Volksschule nicht mehr erreicht, Noten sind kaum aussagekräftig. Lehrer berichten zum Beispiel, dass die Hälfte der Zehn- und Elfjährigen keine Uhr lesen kann. In Klassen, in denen bis zu 100 Prozent der Kinder Migrationshintergrund haben und die Hälfte schlecht Deutsch spricht, ist ohnehin ein regulärer Unterricht oft schwierig. Dass es im neuen Dienstrecht keine Zulage für den Klassenvorstand gibt, ist problematisch. Er/sie ist in der Pflichtschule oft Ersatzmutter, Sozialarbeiter und Manager in Personalunion.

Weil das Handwerk (zu Unrecht) an Image verloren hat, drängen außerdem alle in die höhere Bildung, die dadurch ebenfalls entwertet wird. Gleichzeitig werden Schulen mit grotesken bürokratischen Regeln gequält, schulautonom lässt sich nicht einmal eine Kroatisch-Klasse einrichten. Die Misere setzt sich an den Unis fort.

Der Karren steckt im Dreck. Die nächste Regierung braucht Riesenkräfte, um ihn wieder flottzukriegen.