Meinung/Kommentare/Innenpolitik

Mit 60 plus ist noch lange nicht Schluss

Ältere Arbeitnehmer werden von Betrieben aus Kostengründen abgebaut

Dr. Anita Staudacher
über die Pensionen

Die Deutschen gehen immer später in die Rente. Viele wollen es, alle müssen es. Die Frühpensionierung wurde abgeschafft, das Rentenalter auf 67 hinaufgesetzt, die Betriebe bei der Schaffung von altersgerechten Arbeitsplätzen stärker in die Pflicht genommen. Motto: Mit 60 plus ist noch lange nicht Schluss, Arbeit – egal welche – geht vor Pensionierung. Ein Bündel an Arbeitsmarkt-Maßnahmen führte dazu, dass unter den 60- bis 64-Jährigen schon mehr Erwerbstätige als Rentner sind.

Und Österreich? Während sich die Politik in die Frage des richtigen Zeitpunktes für die Anhebung des Frauenpensionsalters verbeißt, gibt es weit fundamentalere Dinge anzupacken. Etwa die extreme Lohnungleichheit zwischen Jung und Alt, die nirgends in Europa so ausgeprägt ist wie in Österreich. In Skandinavien und Deutschland gleichen die Lebenseinkommenskurven eher Maulwurfshügeln.

Die OECD kritisiert seit Jahren die altersbedingten Vorrückungen selbst noch kurz vor der Pension, die noch aus einer Zeit der Vollbeschäftigung und Arbeitskräfteknappheit stammen. Trotz zunehmend bedrohlicher Alterspyramide verharren die Sozialpartner seit Jahren in Schockstarre. Bis auf wenige, eher kosmetische Korrekturen in einigen Kollektivverträgen ist bisher nichts geschehen.

Die Folgen sind fatal: Ältere Arbeitnehmer werden von Betrieben aus Kostengründen abgebaut und ältere Arbeitslose haben kaum noch Chancen auf eine Rückkehr in den Arbeitsmarkt. Wird das gesetzliche Pensionsalter ohne Begleitmaßnahmen für den Arbeitsmarkt angehoben, führt dies nicht zu mehr Beschäftigten, sondern nur zu mehr Arbeitslosen.