Meinung/Kommentare/Innenpolitik

„Woodstock“ auf katholisch

Der Papst muss und wird bei seiner Reise zum Weltjugendtag in Rio auch die Armutsprobleme ansprechen

Mag. Walter Friedl
über den Papst

Vor gut einem Monat war in Brasilien der Teufel los: Bei den heftigsten Sozialprotesten seit mehr als 20 Jahren strömten Millionen Unzufriedene auf die Straßen. Ab heute geht es wieder hoch her – beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro und seinem unumstrittenen „Stargast“ Papst Franziskus: Mindestens zwei Millionen Menschen aus aller Welt werden bei dem „katholischen Woodstock“ unter dem Zuckerhut erwartet. Love and Peace, Singen und Beten, Tanzen und Lachen unter der berühmten Christusstatue – die Jugendlichen werden diese emotional aufgeladenen Tage ihr Leben lang nicht vergessen. Es ist ihnen zu gönnen.

Und der Pontifex Maximus? Der wird auf seiner ersten Auslandsreise nicht nur auf der spirituellen Wellness-Welle surfen können. Als Argentinier kennt er die Probleme seines lateinamerikanischen Heimatkontinents – und muss sie ansprechen. Allen voran die massive soziale Ungerechtigkeit. Dass der ehemalige „Kardinal der Armen“ das auch tun wird, gilt als sicher. Alles andere würde die Befreiungstheologen der Region, wie etwa den aus Vorarlberg stammenden Bischof Erwin Kräutler, zu Recht massiv enttäuschen. Vor diesem Hintergrund ist es aber schade, dass Franziskus offenbar nicht mit den meist jungen Organisatoren der Sozialproteste zusammentreffen wird, sehr wohl aber mit den brasilianischen Fußballgöttern Pele, Zico oder Jungstar Neymar.

Im Wesentlichen werden dem Papst die Herzen der Menschen dennoch zufliegen, wie schon seinem seligen, pardon, bald heiligen Vorvorgänger Johannes Paul II. Dass beide freilich (wie auch der emeritierte Papst Benedikt XVI.) in theologischen Fragen streng konservativ sind/waren, steht auf einem anderen Blatt.