Die Politik in der Arniemania-Falle
Von Josef Votzi
Politik ist kein B-Movie, in dem der obsiegt, der am besten die Muskeln spielen lässt
über starke Männer
Arniemania so weit das Auge reicht: Vergangene Woche in der Bundeshauptstadt, in den kommenden Tagen im weltmeisterlichen Schladming. Arnold Schwarzenegger bespielt als CO2-Terminator unterhaltsam Dutzende Sendeminuten in Funk und Fernsehen und ganze Seiten in den Zeitungen. Und füllt spielend Säle mit Tausenden Menschen, die ihn mit Standing Ovations einklatschen.
Seine Botschaften sind schlicht: „Wir müssen zuerst das Geschwätz abschalten“ – bevor es darangeht, zugunsten der Umwelt auf die Bremse zu steigen. Seinen Kindern, die zwanzig Minuten zu duschen pflegten, baute Papa Arnie eine Spaßbremse ein: Einen Automaten, der nach 5 Minuten die Warmwasserzufuhr abwürgt. Einst Conan der Barbar, heute Retter der Umwelt – Arnie scheint auch als Öko-Guru ein Blockbuster.
Wenn man an der Fassade nur kratzt, aber hohl wie Hollywood: Ein Öko-Terminator, der am Weg von Salzburg nach Wien das Privatflugzeug nimmt, um anschließend per Jet nach Graz zu düsen. Wenn er ins Auto steigt, macht es Arnie nicht unter einem Hummer, der so viel Benzin schluckt wie fünf Pkws zusammen.
Arnies Öko-Action-Show zieht aber ein großes Publikum in Bann wie einst seine Hollywood-Streifen: Da fackelt einer nicht lange mit Paragrafen und Gremien rum, sondern proklamiert: „Just do it – macht selber Action beim Umweltschutz und pfeift auf die Politik.“
Gestern Berlusconi, morgen Stronach
Auf den ersten Blick verständlich, dass sich vom Kanzler abwärts Österreichs Spitzenpolitiker im Licht des reichen Polit-Onkels aus Amerika sonnen wollen.
Bei Lichte betrachtet aber eine Strategie, die nach hinten losgeht wie Arnies Umwelt-Ausflüge mit den tonnenschweren Hummern.
Als Schwarzeneggers einziger Co-Stargast war Manuel Barroso, Präsident der mächtigen EU-Kommission, zur Öko-Show nach Wien geladen. Der alerte Portugiese, der schon reichlich Mühe hat, unter Seinesgleichen in Brüssel den Chef zu mimen, verblasste neben dem Umweltschützer made in Hollywood mitleiderregend hoffnungslos.
Politik ist kein B-Movie, in dem der obsiegt, der am besten die Muskeln spielen lässt. Das Spiel mit den starken Männern, die den Messias mimen, ist oft genug schiefgegangen. Politik braucht Menschen, die mit einer Message bewegen und um Mehrheiten werben.
Alles andere führt schleichend noch mehr in die Entdemokratisierung. Denn Politik ist kein Dschungelcamp, wo der obsiegt, der am besten unterhält.
Die Schwarzeneggers, Stronachs und Berlusconis stimmen als „Last Action Heroes“ allerorten das gefährlich falsche Lied vom starken Mann neu an, der die verlotterte Politik aus dem Sumpf zieht. Wer glaubt, in ihrem Windschatten mitsegeln und politisch überleben zu können, wird so enden wie Manuel, who?